Zanderangeln mit der Stellfischrute

Für uns ist das Zanderangeln mit der Stellfischrute eine der effektivsten Methoden, um die Räuber mit den Glasaugen zu überlisten. Gerade in Zeiten unzähliger Kunstköder und oft steigendem Angeldruck, ist ein gut präsentierter Köderfisch unserer Meinung nach kaum zu schlagen. Mit einer Stellfischrute, am richtigen Standort angeboten eine überaus spannende Methode, die wir euch in diesem Beitrag etwas näher bringen wollen.

Was ist überhaupt eine Stellfischrute?

Nun, Stellfischruten sind schon seit Ewigkeiten ein Erfolgsgarant beim Raubfischangeln. Leider sind sie über die Jahre etwas in Vergessenheit geraten. Das liegt vermutlich daran, dass Stellfischruten ursprünglich zum Angeln mit lebendigen Köderfischen entwickelt wurden. Seit dem Verbot des lebenden Köderfisches, Mitte der 80er Jahre, geriet die Angelei mit der Stellfischrute zunehmend in Vergessenheit.

Eine Stellfischrute ist eine lange Teleskoprute von 5 Metern bis 9 Metern Länge. Die Ruten haben einen kräftigen Rutenblank und eine relativ große Beringung, welche im Moment der Köderaufnahme einen freien Schnurabzug gewährleistet. Am Handteil sitzt meist ein Klapprollenhalter, der die entsprechende Rolle fixiert.

Die Funktion einer Stellfischrute ist es, den Köder, in unserem Fall den toten Köderfisch, direkt unter der Rutenspitze zu präsentieren. Durch die außergewöhnliche Länge der Stellfischruten, kann der Köder so perfekt an einem vielversprechenden Angelplatz angeboten und gehalten werden, ungeachtet von Strömung oder Wind. Sind solch vielversprechende Angelplätze in der Nähe, ist die Stellfischrute kaum zu schlagen.

Die Stellfischrute zum Zangerangeln

Die interessierten Angler unter euch werden sich fragen, ob sie jetzt zwangsläufig zum Händler ihres Vertrauens gehen sollten, um sich eine Stellfischrute zu kaufen. Nun, das hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen, wo und in welcher Entfernung ihr den Zandern auf die Schuppen rücken wollt und zweitens, über welche Ruten ihr in eurem Arsenal bereits verfügt.

Sind die zanderträchtigen Angelplätze, aufgrund von Krautbewuchs, Uferkante, Hindernissen etc., tatsächlich erst in 4 bis 5 Metern Entfernung erreichbar, so führt kaum ein Weg an einer ausreichend langen Stellfischrute vorbei. Nur mit ihr könnt ihr euren Köderfisch auch perfekt unter der Rutenspitze halten. Alternativ und soweit vorhanden könnt ihr aber auch kräftige Bologneseruten nutzen. Stellfischruten wurden tendenziell eher zum Hechtangeln entwickelt und halten auch kleineren bis mittelgroßen Wallern stand. Diese Kraft braucht ihr beim Zanderangeln nicht zwangsläufig.

Vermutet ihr die Zander aber direkt vor euren Füßen, so könnt ihr auch deutlich kürzere Teleskopruten oder Steckruten als Stellfischrute benutzen. Längen ab 3 Metern bieten sich zum Beispiel zum Angeln im Kanal an. An diesen, meist sehr stukturarmen Gewässern, ist die Spundwand bzw. die Steinpackung einer der besten Fangplätze für Zander. Mit kürzeren Ruten könnt ihr hier direkt in der „heißen“ Zone angeln.

Wie gesagt ist eine Stellfischrute immer eine lohnende Anschaffung für Ansitzangler, aber nicht zwangsläufig erforderlich.

Zanderangeln mit der Stellfischrute – Was sind erfolgversprechende Plätze?

Hier sollten wir erstmal die verschiedenen Gewässertypen unterscheiden. Sicherlich gibt es hier viele Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede, auf die wir nun genauer eingehen wollen.

Das Angeln im Stillwasser

Viele unserer Stillgewässer haben, sei es durch Besatzmaßnahmen, oder durch natürliche Zuflüsse, einen guten Zanderbestand. Doch wo genau finden wir die schmackhaften Räuber und wie rücken wir ihnen mit der Stellfischrute auf die Schuppen? Dafür sollte man das Jagdverhalten der Zander etwas näher beleuchten. Das unterscheidet sich im übrigen kaum vom Jagen im Fluss oder Kanal.

Zander jagen ihre Beute überwiegend in den Dämmerungs- und Dunkelphasen des Tages. Bis auf die ganz kapitalen Exemplare jagen Zander in Rudeln ihrer Beute nach. Dabei „drücken“ sie förmlich ihre Beutefische die Uferkante hinauf, bis diese quasi nur noch zu den Seiten fliehen können, wo die gierigen Räuber dann auf sie warten.

Genau hier ist auch der perfekte Platz, um seinen toten Köderfisch unter der Spitze seiner Stellfischrute anzubieten. Die ansteigende Uferkante ist in Teichen und Seen der beste Platz, um in der Dämmerung oder Dunkelheit die Zander zu überlisten. Viele Angler sind immer wieder erstaunt, dass sie auch große Exemplare quasi direkt vor den Füßen fangen.

Besser geht es nicht – Zwei schöne Filets, die uns die Stellfischrute beschert hat

 

Die abfallende Uferkante, Schilf- bzw.Krautkanten, überhängende Bäume (Vorsicht Hechtgefahr) und Sandbänke sind alles Topplätze für die Zanderjagd im Stillwasser.

Zanderangeln mit der Stellfischrute im Kanal

Wie gesagt unterscheidet sich das Jagdverhalten der Zander im Kanal kaum zum Jagen im Stillwasser. Aufgrund der sehr gleichbleibenden und wenig abwechslungsreichen Gewässerstruktur sind Kanäle allerdings etwas anders zu beangeln.

Spundwände mit ihren kleinen Einbuchtungen, Steinpackungen, Hafeneinfahrten, Brücken und quasi alles, was in irgendeiner Form Struktur unter Wasser bietet, sind vielversprechende Standplätze für Zander. Ein besonderer Geheimtipp sind die Übergänge von Packlage zu Spundwand. Hier konnten wir bisher unsere besten Fänge im Kanal verzeichnen.

Dank der Stellfischrute bleibt euer Köder auch bei vorbeifahrenden Schiffen genau dort, wo ihr ihn anbieten möchten und auch genau dort, wo ihr die Räuber mit den Glasaugen vermutet.

Mit der Stellfischrute im Fluss

Viele unserer Flüsse haben einen ausgezeichneten Zanderbestand. Da ihr, trotz Strömung, eure Köderfische auch im Fluss punktgenau anbieten könnt, habt ihr mit der Stellfischrute ein ausgezeichnetes Werkzeug zur Hand.

Sucht im Fluss nach Buhnenfeldern. Hier könnt ihr eure Köder direkt im Buhnenkessel hinter dem Buhnenkopf anbieten. Auch auf der stromabgewandten Seite, also in der Kehrstörmung bietet sich ein Versuch an. Dürft ihr mit zwei Raubfischruten angeln, empfehlen wir diese beiden Plätze zu beangeln und zu schauen, welcher am besten anläuft.

Zudem sind alle stömungsberuhigten Bereiche als erfolgversprechend anzusehen. Kehrströmungen, Ausspülungen, Kurven und Hafeneinfahrten sind immer einen Versuch wert. Habt ihr eine solche Stelle gefunden und dort Fische überlisten können, könnt ihr dort immer wieder mit guten Fängen rechnen.

Zanderangeln mit der Stellfischrute – Was brauche ich?

Eigentlich erfordert das Zanderangeln mit der Stellfischrute nicht besonders viel und keine spezialisierte Ausrüstung. Jeder der regelmäßig mit der Posenmontag auf Zander angelt, hat fast alles parat. Trotzdem gibt es ein paar wirklich entscheidende Ausrüstungsgegenstände, die wir euch ans Herz legen wollen.

Selbstverständlich benötigt ihr eine, den Gegebenheiten angepasste, Stellfischrute. Diese wird mit einer kräftigen 3000er bis 5000er Stationärrolle, welche mit einer 0,28er bis 0,35er monofilien Schnur bespult ist, bestückt. Besonders gut geeignet sind Freilaufrollen, da diese dem Fisch bei der Köderaufnahme kaum Widerstand bieten, aber trotzdem gut Kontakt zum abziehenden Fisch halten. Viele Angler verwenden auch erfolgreich geflochtene Schnur. Wir vertrauen beim Zanderangeln mit der Stellfischrute aber auf die extra Dehnung und die deutlich bessere Abriebsfestigkeit eines Monofilaments.

Ein ganz entscheidender Ausrüstungsgegenstand ist ein Stellfischrutenhalter. Eine bis zu 9 Meter lange Rute lässt sich nicht eben mal auf einem normalen Rutenhalter ablegen. Hier muss ein Stellfischrutenhalter her, der verhindert, dass die sehr kopflastigen Ruten vorn über ins Wasser kippen. Der Stellfischrutenhalter muss sehr robust sein, sich möglichst im Neigungswinkel verstellen lassen und sich ordentlich (falls notwendig mit einem Gummihammer) im Boden verankern lassen. Manchmal, speziell bei der Nutzung eines elektronischen Bissanzeigers, kann ein zweiter Rutenhalter erforderlich sein. Bitte beachtet immer die Regeln am Gewässer. An Steinpackungen am Fluss oder Kanal kann die Benutzung von Erdspießen verboten sein!

Wie gesagt könnt ihr ansonsten alles nutzen, was ihr auch zum Zanderangeln mit der normalen Posenrute verwendet. Hier eine kleine Checkliste:

  • Kescher (aufgrund der Rutenlänge mit einem ausreichend langen Kescherstil)
  • Abhakmatte
  • Totschläger
  • Messer
  • Schnurstopper
  • leichte, durchlaufende Knicklichtposen (2 bis maximal 10 g Tragkraft)
  • Gummiperlen
  • Wirbel mit Einhänger (zum schnellen Vorfachwechsel)
  • Vorfach
  • Blei
  • Knicklichter

Mehr Ausrüstung bedarf es eigentlich nicht und wie ihr sehen könnt, habt ihr vermutlich fast alles schon im Angelkoffer oder der -tasche parat.

Wie gehe ich beim Zanderangeln mit der Stellfischrute vor?

Jetzt kommen wir zum einfachsten Teil. Ihr verwendet eine schlichte Posenmontage, wie wir sie in unserem Blog schon mehrfach beschrieben haben. Das heißt, ihr zieht einen Schnurstopper auf eure Hauptschnur, zieht die Pose im nächsten Schritt auf, schützt den Knoten mit einer Gummiperle, knotet den Wirbel mit Einhänger an und hakt das Vorfach ein. Jetzt wird die Pose sehr fein ausgebleit, so das sie dem abziehenden Fisch kaum Widerstand bietet.

Als Vorfach solltet ihr bei Hechten im Gewässer bitte immer ein dünnes Stahlvorfach verwenden. Wir haben keine Unterschiede in der Bissausbeute festgestellt, aber den ein oder anderen strammen Esox landen können. Solltet ihr absolut sicher sein, dass keine Hechte im Gewässer sind, könnt ihr auch ein 0,25er bis 0,30er Fluorocarbon als Vorfachmaterial benutzen.

Ein perfekter Köderfisch für das Zanderangeln mit der Stellfischrute

Als Haken kommen stabile und scharfe (Zander haben ein sehr hartes Maul) Einzel-, Zwillings- oder Drillingshaken zum Einsatz. Hier sollte jeder für sich entscheiden, was er nutzen möchte. Wir verwenden sehr gerne eine besondere Form von Zwillingshaken, nämlich die sogenannten Ryderhaken. Eure toten Köderfische könnt ihr auf das Vorfach aufziehen, eine Lippenköderung (besonders im Fluss empfehlenswert) verwenden, oder aber durch die Schwanzwurzel anködern.

Ist der Platz eures Vertrauens gefunden und die Rutenhalter sicher platziert, solltet ihr euren Angelplatz ausloten. Ist das geschehen, könnt ihr mit dem Zanderageln mit der Stellfischrute loslegen. Wo erlaubt, fischen wir mit zwei Ruten am Platz. Ein Köder wird kurz über dem Gewässergrund und einer kurz unter der Wasseroberfläche angeboten. Nach den ersten Bissen, so sie dann kommen, passen wir die Tiefe der zweiten Rute entsprechen an.

Übrigens ist der Sommer eine der besten Jahreszeiten um mit der Stellfischrute erfolgreich auf Zander zu angeln. Also worauf wartet ihr noch?

 

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