Karpfenkescher – Wie, warum, weshalb?

Fast überall in Deutschland ist es Pflicht, einen Kescher beim Angeln mit sich zu führen. Das ist auch absolut richtig, denn nur so ist eine fischschonende Entnahme des gefangenen Fisches möglich. Wir bekommen des Öfteren Anfragen, ob für das Karpfenangeln ein spezieller Karpfenkescher notwendig ist. Wie so häufig, lässt sich diese Frage nicht eindeutig beantworten, denn sicherlich lassen sich viele Karpfen auch problemlos mit einem „normalen“ Kescher dem Gewässer entnehmen. Aber wenn ihr ambitionierte Karpfenangler seid und euren Fang so schonend und verletzungsfrei wie möglich landen wollt, kommt ihr um einen der riesigen Karpfenkescher nicht herum.

Warum muss es denn ein Karpfenkescher sein?

Karpfen sind in unseren Gewässern die größten und vor allem schwersten Fische, die über den Kescherrand gezogen werden. Natürlich sind die einheimischen Flusswelse noch deutlich größer und schwerer. Genau aus diesem Grund werden sie, ab einer bestimmten Größe jedenfalls, fast immer mit dem Wallergriff gelandet. Einen 80 kg Fisch kann man halt nicht einfach keschern.

Hier passt ordentlich Fisch rein

So sieht ein guter Karpfenkescher aus

Ein guter Karpfenkescher hat im aufgebauten Zustand eine enorme Größe. Das liegt aber, wie gesagt, an den riesigen Ausmaßen der zu erwartenden Fische. Große Karpfen können über einen Meter lange sein und deutlich über 20 Kilogramm schwer. Zudem ist ein Karpfen ein sehr hochrückiger Fisch. Das bedeutet, wir brauchen einen wirklich großen Kescher, um auch auf große Fische perfekt vorbereitet zu sein.

Wie groß ist denn so ein Karpfenkescher?

Wenn wir uns die klassischen Karpfenkescher mit dem dreieckigen Kescherkopf anschauen, so gibt es hier verschiedene Größen. Da auch die speziellen Karpfenkescher aus dem Mutterland des Karpfenangelns England kommen, wird die Bügelweite in Inch gemessen. Üblich sind Kescher von 42 Inch, also 106 cm. Für die großen Seen in Frankreich und Südeuropa gibt es aber auch die 46 Inch Modelle mit fast 117 cm Bügelweite. Zudem ist das Keschernetz sehr, bis zu einem Meter, tief. Das sind schon enorme Ausmaße.

So sieht ein guter Karpfenkescher aus

Hier passt ordentlich Fisch rein

Die, meist aus hochwertigen Carbon gefertigten, Kescherstangen sind üblicherweise 180 cm lang. So kann man dem Fisch doch ein gutes Stück entgegenkommen und der riesige Kescher bleibt relativ handlich. Darüber hinaus gibt es auch Modelle mit zweigeteilten Kescherstäben. Diese sind dann größtenteils noch ein Stück länger, um den Kescherkopf auch über Krautkanten oder Hindernisse zu führen. Zudem lässt sich ein zweiteiliger Kescher, indem das hintere Stück entfernt wird, auch für die Bootsangelei benutzen. Hier ist ein zu langer Kescherstab eher hinderlich.

Was ist eigentlich so speziell an einem Karpfenkescher?

Auch wenn ein Karpfenkescher auf den ersten Blick wie riesiger, normaler Kescher aussieht, so hat er doch ein paar Besonderheiten. Auf diese wollen wir gleich noch gezielt eingehen. Was ihr nicht finden werdet, ist klappbarer Karpfenkescher. Wie gesagt, heißt das nicht, dass ihr einen Karpfen nicht mit einem Klappkescher landen könnt. Aber das Klappgelenk eines solchen Keschers wird einem stammen 40 Pfünder kaum Paroli bieten können und kaputtgehen.

Genauso gibt es nur sehr wenige teleskopierbare Karpfenkescher. Auch eine Teleskopverbindung wäre eine Schwachstelle. Moderne Materialien machen teleskopische Kescherstäbe aber zunehmend möglich, wenn auch sehr kostenintensiv.

Aber was sind denn jetzt die speziellen Features, die einen echten Karpfenkescher ausmachen?

Der Kescherblock

Ein Kescherblock ist das zentrale und wohl wichtigste Element eines Karpfenkeschers. Der Kescherblock sitzt am Ende des Kescherstabes und nimmt die beiden Kescherarme auf. Die Kescherarme ihrerseits spannen das Keschernetz auf. Genau diese Spannung ist enorm wichtig, damit das riesige Keschernetz immer perfekt gespannt ist. Nur so können die großen Friedfische optimal gelandet werden.

Was einen Karpfenkescher so besonders macht, ist die Tatsache, dass die Kescherarme aus dem Block gezogen werden können. Das ist beim Karpfenangeln ganz entscheidend. Ein großer Karpfen kann nicht einfach mit dem Netz aus dem Wasser gehoben werden. Jedes Material würde unter der Last zu Bruch gehen. Sicherlich gibt es auch Kescher für Berufsfischer, die auch mit großen Karpfen fertig werden. Diese sind dann aber so massiv, schwer und unhandlich, dass kein Angler so ein Monster mit ans Wasser schleppen möchte.

Also werden die Kescherarme in den Block gesteckt und können, wenn der Fisch im Netz ist, aus dem Block gezogen werden. Jetzt wird das Netz ein paar mal um beide Stangen gewickelt und der Karpfen ist für den Weg zur Abhakmatte bereit.

Der stabile Kescherblock eines Karpfenkeschers

Der stabile Kescherblock eines Karpfenkeschers

Gute Kescherblöcke sind aus stabilen Leichtmetallen, wie Aluminium, oder aus Komposit Kunststoffen gefertigt und sollten sehr robust und verwindungssteif sein.

Die Kescherarme

Wie schon gesagt, müssen auch die Kescherarme sehr robust und widerstandsfähig sein. Sie müssen das große Keschernetz optimal aufspannen und später auch große Fische sicher transportieren können. Die Kescherarme sollten zudem flexibel sein, da sie nur so genug Spannung auf das Netz bringen können.

Flexible Kescherarme spannen das Netz optimal

Flexible Kescherarme spannen das Netz optimal

Am Ende der Kescherarme sollte eine spezielle Endkappe aus Metall bzw. einem robusten Kunststoff sitzen. Diese Endkappen werden dann in den Kescherblock geschoben und verankern sich, durch die aufgebaute Spannung, dort. Gleichzeitig müssen die Endkappen auch dafür sorgen, dass die Kescherarme unter Spannung gut aus dem Block entfernt werden können.

Das Keschernetz

Wie bereits erwähnt hat das Netz eines Karpfenkeschers riesige Dimensionen. Trotz der Größe sind die Maschen des Keschernetzes sehr fein und haben selten eine Maschenweite von mehr als 5 Millimetern. Zudem ist das Netz eines Karpfenkeschers meist aus Meshgewebe gefertigt und nur selten gummiert. Grund hierfür ist der Schutz der Schleimhaut und vor allem der Schuppen der Fische. Sind die Maschen des Keschers zu groß, so können sich die großen Schuppen der Karpfen leichter verhaken und herausbrechen. Das hinterlässt dann unschöne Wunden bei den Fischen.

Der Keschernetz für den Karpfenkescher ist auch oft einzeln erhältlich

Der Keschernetz für den Karpfenkescher ist auch oft einzeln erhältlich

Wo erforderlich, müsst ihr selbstverständlich einen Karpfenkescher mit einem gummierten Netz einsetzen. Immer mehr Angelvereine lassen nur noch die Verwendung gummierter Kescher zu. Ein gummiertes Keschernetz ist ebenfalls sehr schleimhautschonend, wiegt aber bei einer kleinen Maschenweite deutlich mehr als ein Meshnetz. Das macht den Umgang mit dem ohnehin schon großen und unhandlichen Kescher noch schwieriger. Die Last auf die Komponenten, wie Kescherblock, -arme und -stab nimmt ebenfalls zu.

Wir empfehlen euch, wo erlaubt, ein Keschernetz aus Meshgewebe zu benutzen.

Der Kescherstab

Als guten Allrounder können wir euch einen 180 cm langen und einteiligen Kescherstab aus Carbon empfehlen. Dieser kann, bzw. sollte ruhig einen gewissen Glasfaseranteil besitzen. Dadurch wird der Stab noch etwas robuster. Habt ihr viele Krautkanten, eine hohe Uferböschung, oder müsst dem Fisch doch etwas weiter entgegenkommen, so sind zweiteilige Kescherstäbe mit bis zu 220 cm Länge optimal. Landet ihr eure Fische vom Boot aus, reicht ein Kescherstab von 120 cm völlig aus.

Ein zweiteiliger Kescherstab, optimal für verschiedene Gegebenheiten

Ein zweiteiliger Kescherstab, optimal für verschiedene Gegebenheiten

Wir empfehlen euch Kescherstäbe, in die der Kescherblock direkt integriert ist. Ein einschraubbarer Kescherblock scheint auf den ersten Blick sehr praktisch zu sein. Aber spätestens, wenn ihr den Fisch eures Lebens vor dem Kescher habt und ihr diesen im letzten Moment verliert, weil sich das Gewinde im Eifer des Gefechts gelockert hat, dann wisst ihr, was wir meinen.

Tipps und Tricks mit dem Karpfenkescher

Es mag im ersten Moment vielleicht etwas komisch klingen, aber übt noch vor dem ersten Einsatz am Wasser, wie die Kescherarme aus dem Block gezogen werden. Das ist nämlich etwas, was bei Karpfenkeschern durchaus etwas fummelig ist. Habt ihr einmal den Dreh raus, so ist das überhaupt kein Problem mehr. Nur habt ihr einen tobenden Großkarpfen im Netz und alles klemmt und hakt, ist die Freude über den Fang ganz schnell hinüber. Die Trockenübungen sind auch dann nicht verkehrt, wenn ihr euch einen neuen Kescher kauft. Das Prinzip ist fast immer gleich, aber jeder Karpfenkescher ist doch etwas anders im Handling.

Trockenübungen mit dem Karpfenkescher sorgen für Entspannung beim großen Fang

Trockenübungen mit dem Karpfenkescher sorgen für Entspannung beim großen Fang

Nutzt Schwimmhilfen am oberen Ende des Kescherstabes! Karpfen sind sehr kampfstarke und ausdauernde Fische. Oft schießen sie vor dem Kescher noch einige Male davon. Wenn ihr euren Kescher jetzt neben euch im Wasser liegen habt und dieser untergeht, so kann sich das Netz am Grund verhaken. Das kann euch im schlimmsten Fall den Fisch kosten. Eine Schwimmhilfe ist ein kleiner Auftriebskörper, der den Kescherstab an der Wasseroberfläche hält und so auch das Keschernetz nicht zu tief herunterhängen lässt.

Einer Schwimmhilfe für große Karpfenkescher

Eine Schwimmhilfe für große Karpfenkescher

Achtet beim Herausheben der Karpfen bitte immer auf deren Brustflossen! Wie gesagt erlaubt es euch ein Karpfenkescher auch sehr große Karpfen im Keschernetz herauszuheben. Wenn ihr also die Kescherarme aus dem Block gezogen habt, das Netz zwei bis drei Mal um die Arme gewickelt ist und ihr den Fisch jetzt anheben wollt, dann schaut wie die Brustflossen stehen. Stehen die Brustflossen nach vorn, Richtung Kiemendeckel, und der Karpfen kippt mit seinem Gewicht auf diese Seite, so kann die Flosse brechen und der Karpfen sich schwer verletzen. Das wollen wir doch nicht, also einfach mal die Flossen anlegen.

Schlusswort

Der Karpfenkescher ist sicherlich kein Muss für jeden Angler. Trotzdem hoffen wir, dass wir euch erklären konnten, warum er für alle Karpfenangler ein sehr sinnvolles Werkzeug ist. Gute Karpfenkescher gibt es im Fachhandel schon für ca. 50 Euro zu kaufen und das sollte uns das Wohl der größten einheimischen Friedfische doch wert sein!

 

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