Angeln auf Rapfen

Stellt euch folgende Situation vor: Ihr seid losgezogen, das Angeln auf Rapfen war euer Ziel. Ihr steht an einem lauen Sommerabend am Fluss und die Sonne wandert langsam Richtung Horizont. Ihr lasst euren Gummifisch verführerisch über den Gewässergrund hüpfen und hofft auf den lang ersehnten Biss, der elektrisierend durch die Rute zuckt. Plötzlich kocht in der Flussmitte das Wasser. Es hört sich an, als würde jemand Pflastersteine in den Fluss werfen. Die wild umherspringenden Kleinfische verraten, dass hier Räuber am Werk sind. Hier muss euer Gummifisch hin. Voller Vertrauen fliegt der Köder Wurf um Wurf ins Getümmel. Was passiert? Nichts, absolut gar nichts und plötzlich ist der Zauber an der Wasseroberfläche auch schon wieder vorbei. Was war das bloß? Ganz klar, das waren die Rapfen!

Die in Ausnahmefällen über 100 cm großen, karpfenartigen Fische sind knallharte Räuber und das ganz ohne ein zähnestarrendes Maul. Als Jungfische ernähren sie sich von Insekten und allem möglichen Kleingetier, im Erwachsenenalter sind andere Fische die Hauptnahrungsquelle. Ihr oberständiges Maul deutet klar darauf hin, dass der Schied, so werden die Rapfen im Süden Deutschlands genannt, an der Wasseroberfläche ihrer Beute nachstellen.

Doch wie könnt ihr diese  überaus kampfstarken Fische, mit der großen, stark eingekerbten Schwanzflosse, gezielt überlisten? Darum soll es in diesem Blogbeitrag gehen. Im Übrigen ist jetzt auch genau die richtige Zeit, denn die Rapfen lieben es warm und zeigen sich gerade im Sommer gern beim Rauben an der Wasseroberfläche. Um den Rahmen nicht zu sprengen, werden wir uns auf das Angeln mit der Spinnrute beschränken. Also auf ins Thema.

Die Ausrüstung für das Angeln auf Rapfen

Eine spezielle Ausrüstung zum Rapfenangeln gibt es nicht wirklich und fast jeder Spinnangler hat eine passende Kombination aus Rute und Rolle parat. Wir möchten euch trotzdem einen kleinen Einblick geben, was wir für unsere Rapfenjagd gerne nutzen.

Die richtige Rute

Bei der Rute empfehlen wir euch eine Länge von 2,40 m bis 3,00 m und ein Wurfgewicht von ca. 10 g bis 40 g. Wie ihr seht, sind schwere Barsch- bis mittelschwere Zanderruten bestens geeignet. Diese dürften die meisten Angler im Keller haben. Noch besser wären sogar Meerforellenruten zwischen 2,70 m und 3,00 m. Grund hierfür ist die schöne parabolische Aktion dieser Ruten. Sie können die harten und schnellen Fluchten der starken Kämpfer bestens abfedern und so ein Ausschlitzen des Fisches verhindern.

Während es beim Zander- oder Barschangeln auf Feingefühl und eine optimale Bisserkennung ankommt, ist das beim Rapfenangeln nicht ganz so entscheidend. Während bei den Stachelrittern oft nur dieser kleine, kaum erkennbare „Tock“ in der Rute einen Biss signalisiert, ist die Rute bei einem Rapfenbiss oftmals sofort kreisrund. Ein tolles Gefühl, das den Adrenalinspiegel des Anglers in ungeahnte Höhen schießen lässt. Daher greift zur Meforute, solltet ihr über die Auswahl verfügen.

Fans von Baitcastruten können natürlich auch ganz hervorragend mit ihrem Gerät auf Rapfen angeln. Wie es auch für Spinnruten gilt, solltet ihr auch bei den Baitcastruten eher auf eine parabolische oder zumindest semiparabolische Rutenaktion achten, solltet ihr eine größere Auswahl zur Verfügung haben. Kräftige und längere Crankbaitruten sind perfekt geeignet.

Rolle, Schnur und Vorfach

Die Rolle sollte vor allem über eine starke und absolut ruckfrei arbeitende Bremse verfügen. Egal ob Stationär- oder Baitcastrolle, die Bremse ist wirklich wichtig. Wer schon mal die heftigen Fluchten eines großen Rapfens erleben durfte, weiß ganz genau, was wir meinen.

Bei Stationärrollen empfehlen wir Größen zwischen 3000 und 4000 mit einer möglichst schnellen Übersetzung, wie sie auch beim Meerforellenangeln zum Einsatz kommen. Baitcastrollen sollten Köder zwischen 10 g bis 40 g optimal werfen können.

Als Schnur empfehlen wir eine geflochtene Schnur von ca. 0,12 mm bis 0,16 mm. Die Schnurstärke richtet sich nach den zu erwartenden Fischgrößen und der Gewässerstruktur. Habt ihr freies Wasser mit wenigen Unterwasserhindernissen und Wasserpflanzen, könnt ihr mit dem Schnurdurchmesser ans untere Ende gehen. Kraut- und Seerosenfelder, Steinpackungen, umgestürzte Bäume etc. erfordern mehr Schnurdurchmesser.

Nutzt ein monofiles Vorfach aus Fluorocarbon mit einer, der Hauptschnur entsprechenden, Tragkraft. Die Vorfachlänge darf gern etwas länger ausfallen und kann durchaus 2 m lang werden. Als Schnurverbindung empfehlen wir den FG-Knoten, den wir Euch in unserem Blog ja bereits vorgestellt haben. Ein kräftiger Einhänger stellt die Verbindung zum Köder dar.

Die Köderwahl

Dass der Rapfen ein blitzschneller und gefräßiger Räuber ist, wisst ihr ja bereits. Genau auf dieses Jagdverhalten müssen Eure Köder abzielen. Schlanke, schnelle Köder sind genau richtig, um in kräftiger Strömung erfolgreich zu sein und Euren Zielfisch auf die Schuppen zu legen. Doch was sind die richtigen Köder und habt ihr sie in der Köderbox. Vermutlich Jein.

Köder für Spezialisten: der Zocker

Wir fangen mal mit unserem Lieblingsköder an. Der Zocker. Viele werden sich fragen, was ist denn bloß ein Zocker? Nun, Zocker sind quasi kleine Pilker mit maximal 10 cm Länge und einem Gewicht von 5 g bis 30 g. Einige werden vielleicht ein paar der kleinen Blei- oder Metallköder vom Barschangeln kennen. Auf die gestreiften Stachelritter werden sie häufig beim Vertikalangeln eingesetzt und das oft überaus erfolgreich. Aber auch bei der Jagd auf die großmäuligen Karpfenartigen sind sie eine absolute Waffe.

Zocker lassen sich hervorragend in harter Strömung führen, ohne steif und reglos über die Schaumkronen zu hüpfen. Genau hier, in der harten Strömung, findet ihr den Schied. Zocker ermöglichen, da sie sehr punktlastig sind, enorme Wurfweiten. So könnt ihr weite Gebiete mit den schnell geführten Ködern absuchen. Hier spielen die bereits erwähnten, schnell übersetzten Rollen ihr Stärke aus. Zocker kurbelt ihr, nach dem Auftreffen auf der Wasseroberfläche, gleichmäßig und zügig ein und wartet auf einen heftigen Ruck in der Rute. Ein paar kurze Spinnstopps könnt ihr einbauen, aber es geht eher um einen flinken, gleichmäßigen Köderlauf.

Alternativ zum Zocker könnt ihr auch Meerforellenblinker nutzen. Diese sollten nicht zu stark flanken, da das in der schnellen Strömung den Lauf des Köders doch stark verlangsamt. Auch die beliebten Inlineblinker sind eine Bank beim Rapfenangeln. Ihr seht also auch bei der Köderwahl hat ein Meerforellenangler fast perfektes Material zum Rapfenangeln zur Hand.

Stickbaits als Köder

Eine weitere Bank für Rapfen sind Stickbaits. Das sind quasi schlanke Wobbler ohne Tauchschaufel. Wählt auch diese Köder wieder in Größen um die 10 cm. Viele werden, wenn sie mit diesem Köder das erste Mal fischen, vermutlich enttäuscht sein. Beim stumpfen Einkurbeln passiert hier so gut wie gar nichts. Wie soll denn so ein Köder bloß fangen? Hier ist der Angler gefragt.

Stickbaits laufen an der Wasseroberfläche und müssen vom Angler animiert werden. Kurze, schnelle Schläge in die Rutenspitze hauchen dem Köder beim Einkurbeln Leben ein. Perfekt ausgeführt läuft der Köder im „Walk-the-dog“ Modus und bricht gleichmäßig von links nach rechts aus, ähnlich einem Hund beim Gassigehen. Wenn der Angler die schlanken Köder so perfekt animiert, werden die Rapfen regelrecht verrückt und schnappen gierig zu.

Weitere Köder zum Angeln auf Rapfen: Wobbler und Popper

Zocker und Stickbaits sind Köder, die nicht jeder Spinnfischer in der Tacklebox hat. Aber keine Sorge, wir haben auch noch ein paar fängige Alternativen für euch parat, die fast jeder Spinnfischer dabei hat. Zum einen sind es schlanke, flach laufende Wobbler, wie sie oft zum Zanderangeln genutzt werden. Sie können vom Angler stumpf eingekurbelt werden und sind auch für Rapfen sehr attraktiv. Diese Wobbler, auch Twitchbaits genannt, brauchen keine kunstvolle Köderführung und führen trotzdem zum Erfolg.

Auch die vom Hechtangeln bekannten und besonders im Sommer beliebten Popper sind gute Rapfenköder. Popper sind Oberflächenköder mit einer kleinen Mulde im vorderen Köderbereich. Sie werden ruckartig eingeholt und schieben eine kleine Druckwelle vor sich her. Richtig geführt, gibt es bei jedem Ruck ein kleines Ploppgeräusch. Unwiderstehlich für die gierigen Räuber.

Ein weiterer Köder, der sehr gut funktioniert und schon viele Rapfen auf die Schuppen gelegt hat, sind Jigspinner. Die kleinen Blei- oder Metallköder hat mittlerweile fast jeder Angler im Repertoire. Sie fliegen weit, können schnell und gleichmäßig geführt werden und machen, durch das kleine Spinnerblatt am Köderende, unheimlich Druck unter Wasser. Sie sind optimal um Fische zu suchen, sollten sie sich nicht an der Oberfläche zeigen. Ein weiterer Vorteil der Jigspinner ist, dass sie leicht in verschiedenen Tiefen angeboten werden können. Ein großer Vorteil, sollten die Fische mal eine Etage tiefer stehen.

Der gute, alte Gummifisch

Nicht zuletzt sind auch die beliebten Gummifische zu nennen. Auch mit ihnen lassen sich die bis zu 100 cm großen Raubfische gezielt beangeln. Gute Gummifische zum Rapfenangeln sind maximal 10 cm lang und schlank, klassische Zanderköder. Achtet darauf, dass sie sich schnell führen lassen. Ein zu großer Paddelschwanz ist eher kontraproduktiv.

Es gibt mit Sicherheit noch viele andere Köder, mit denen Rapfen überlistet werden können, aber unsere Favoriten kennt ihr jetzt. Die Farbwahl richtet sich, wie immer beim Spinnfischen, nach verschiedenen Faktoren. Wassertrübung, Beutefischvorkommen, Wettereinflüsse, Uhrzeit etc. solltet ihr bei der Farbwahl eurer Köder immer beachten. Vor allem aber auch, dass Ausnahmen immer die Regel bestätigen. Solltet ihr, trotz raubender Fische, keine Bisse haben, wechselt ruhig häufiger den Köder und die Farbe. Oft ist das der Schlüssel zum Erfolg.

Der richtige Platz zum Angeln auf Rapfen

Rapfen lieben sauerstoffreiches, schnell fließendes Wasser. Manchmal lassen sie sich aber auch in ruhigen Altarmen und Buhnenfeldern bei der Jagd beobachten. Aber generell solltet ihr die zahnlosen Jäger überall dort suchen, wo sich das Wasser schnell bewegt. Am besten dort, wo ihr kleine Schaumkronen auf der Wasseroberfläche seht. Unterhalb von Wehren, Turbinenanlagen, Stromschnellen, mitten im Hauptstrom und an Strömungskanten, hier solltet ihr eure Zielfische suchen und nach ihrer gierigen Jagd Ausschau halten.

Habt ihr so einen Platz gefunden und das Schauspiel geht los, seid ihr genau richtig. Habt ihr dann das richtige Werkzeug und die richtigen Köder parat, werdet ihr mit großer Sicherheit einen unvergleichlichen Drill erleben können und einen strammen Rapfen über den Kescherrand ziehen. Wir wünschen euch jedenfalls viel Erfolg beim Angeln auf Rapfen und allzeit Petri Heil!

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