Catch and Release ist für viele Angler ein Begriff und ein überaus strittiges Thema. Jeder Angler hat hier seine eigene Meinung, was auch gut so ist. Wir wollen hier einmal die Argumente für und gegen diese Praxis aufführen und fordern euch auf, in den Kommentaren eure eigene Meinung zu dem Thema dazulassen. Da das ein viel und heiß diskutiertes Thema ist, hier die kurze Bitte: Bleibt freundlich untereinander, auch wenn ihr vielleicht unterschiedlicher Meinung seid.
Catch and Release: was, woher und warum?
Die Catch and Release, auch C&R genannte Vorgehensweise ist, wenn ein Angler einen Fisch fängt und ihn dann wieder in sein Elementzurücksetzt. Es gibt verschiedene Gründe für ein solches Vorgehen. Wenn zum Beispiel ein Fisch unter Schutz steht, noch unter Maß ist, oder besonders laichfähig, so sollte man ihn tatsächlich zurücksetzen, um die Fischpopulation gesund zu halten. Besonders die kapitalen Exemplare einer Art haben einen ausgezeichneten Genpol und sorgen für zahlreiche und kräftige Nachkommen. Wenn man auf einen Zielfisch aus ist und einen anderen Fisch überlistet, wird das Zurücksetzen des Fangs geduldet, teilweise sogar begrüßt. Die Ausnahme hier ist, wenn der Fisch zurückgesetzt nicht mehr lebensfähig ist, oder zu einer invasiven Spezies gehört.
Das Angeln rein um der Freude willen, mit dem Plan, alle Fänge wieder zurückzusetzen wird in Deutschland jedoch nicht nur von Tierschützern angeprangert, sondern teilweise auch rechtlich verurteilt. Wer aktiv Catch and Release betreibt, macht sich also unter Umständen strafbar.
In vielen Ländern, in denen viel Sportfischen betrieben wird, ist das Catch and Release jedoch an der Tagesordnung. Dazu zählen nicht nur Amerika, sondern auch Holland und Irland. Warum ist es also so eine heiße Diskussion in Deutschland?
Argumente gegen Catch and Release
Gegen Catch and Release sprechen hauptsächlich Gründe des Tierschutzes. Wird ein Fisch für den Verzehr gefangen, oder um die Population zu kontrollieren, so ist der Fang sinnvoll zu begründen und sogar ein Akt des Tierschutzes. Das Fischen von invasiven Spezies ist nicht nur erlaubt, sondern vom Tierschutz unterstützt. So wird das Überleben heimischer Arten gesichert und die hiesige Artenvielfalt erhalten.
Das klassische Catch and Release ist jedoch nicht das gelegentliche Zurücksetzen eines „aus Versehen“ gefangenen Fisches, sondern der Spaß am Kampf mit dem Fisch, das Posieren für Fotos, das Messen, bevor man ihn zurücksetzt. Hier haken die Tierschützer ein. Für sie ist das ein klarer Fall von Tierquälerei, einzig für den persönlichen Spaß.
Tierschützer sind der Meinung, dass man keinen Fisch einem solchen Stress aussetzen sollte, wenn es um nichts geht, als persönliche Rekorde aufzustellen und vor den Vereinskameraden zu prahlen. Doch andersherum: soll man den Fisch lieber töten, als ihn wieder freizulassen?
Argumente für das Zurücksetzen
Besonders in Amerika wird Catch and Release als Praxis nicht nur gebilligt, sondern sogar beworben. In verschiedenen National Parks helfen Angler durch C&R die Populationen stabil zu halten und gleichzeitig invasive Spezies früh zu entdecken. Dadurch, dass C&R unterstützt wird, fischen mehr Menschen. Mehr Angler heißt mehr Kontrolle und ein besserer Überblick über die Ökosysteme an und in den Gewässern.
Irland, als ein weiteres Land, welches Catch and Release im Angelsport schon lange praktiziert, gibt Tipps, wie man einen Fisch besonders schonend fangen, vom Haken lösen, sogar fotografieren kann. Hierbei werden besondere Haken empfohlen und Techniken erklärt. Diese sollen dem Angler ermöglichen, das Adrenalin des Fangs zu genießen, ein (fotografisches) Souvenir zu erhalten und gleichzeitig den Fisch so wenig wie möglich verletzen und traumatisieren.
Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Haken, die sich besonders schonend aus dem Maul entfernen lassen. Sie verletzen den Fisch so wenig wie möglich und rosten schnell. So wird der Fisch, auch nach einem Abriss, den Haken schnell wieder los. Außerdem gibt es eine Anleitung, wie man den Fisch bei beinahe allen Tätigkeiten im Wasser hält, so dass seine Kiemen nicht austrocknen, wie man ihn vernünftig anfasst, ohne wichtige Organe zu quetschen und sogar, wie man sich für ein Foto oder Messungen verhalten soll.
Fazit
Letztendlich wird man wohl beim Thema Catch and Release nie zu einem Konsens kommen. Es gibt kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Zwar sprechen sich Tierschützer gegen die Quälerei und die Traumatisierung der Fische durch diese Praxis aus, gleichzeitig fördert der Umweltschutz und der Schutz von Ökosystemen teilweise, heimische Fische freizulassen und invasive Spezies einzubehalten. Hier ist C&R eine wichtige Vorgehensweise, die unsere Artenvielfalt schützt.
Auch die Rechtssprechung ist nicht ganz klar in Deutschland. Die Gesetze und Regelungen unterscheiden sich nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern teilweise auch von Angelplatz zu Angelplatz. Natürlich können wir hier keine Rechtsberatung geben. Am besten informiert ihr euch vor Ort über die Rechtslage.
Ein für viele Angler sehr interessantes und ebenfalls viel diskutiertes Thema ist das sogenannte Entnahmefenster. Eine Praxis, die in deutschen Gewässern zunehmend Einzug hält und bei der das Fangen und Freilassen der Fische eine entscheidende Rolle spielt. Wir werden diese Praxis sicherlich noch in einem gesonderten Beitrag beleuchten.
Ob ihr C&R praktiziert, ist eure Entscheidung. Prüft, wie die rechtliche Lage an eurem Platz aussieht und wägt für euch selbst ab. Fangt ihr den Fisch zum Verspeisen oder zur sonstigen Verwertung? Dann braucht ihr ihn nicht freizulassen. Fangt ihr den Fisch um des Fischens willen? Dann ist das Erlernen von schonenden Fang- und Freilass-Techniken richtig für euch: Der Spaß am Fang und die Glücksgefühle, das mächtige Tier wieder in Freiheit schwimmen zu sehen. Was auch immer ihr bevorzugt, wir wünschen euch dicke Fische und viel Spaß am Wasser!
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