Das Hinged-Stiff-Rig

Fast jeder Karpfenangler greift gerne mal zu PopUps, um die großen Friedfische zu überlisten. Das auch absolut zurecht, denn die oft knallbunten, auftreibenden Teigkugeln haben schon sehr viele Karpfen zum Anbiss überreden können. Auch wenn es heutzutage schon fast vergessen ist, das Hinged-Stiff-Rig ist eins unserer Lieblingsvorfächer für das Karpfenangeln mit PopUps. Warum das so ist und wie ihr euch ganz einfach dieses geniale Vorfach binden könnt, darum soll es in unserem heutigen Blogbeitrag gehen.

Das Hinged-Stiff-Rig – Unser Großkarpfenvorfach

Wer kennt das nicht? Ihr seid an einem Gewässer mit einem guten Karpfenbestand und es schwimmen definitiv ein paar rekordverdächtige Fische herum. Euer Verein besetzt aber regelmäßig, die zum Verzehr sehr leckeren, Karpfen der ein bis zwei Kiloklasse. Sind eure Zielfische aber nicht die kleinen Flitzer, sondern die ganz dicken Fische, so kann es sehr schwierig sein diese zu überlisten. Fast immer sind die kleinen Karpfen, welche gerne in größeren Trupps herumschwimmen, eher am Köder.

Jeder Drill, jedes bisschen Unruhe auf dem Angelplatz lässt die großen und erfahrenen Karpfen misstrauisch werden und verringert eure Chancen diese Fische zu überlisten enorm. In solchen Situationen setzen wir das Hinged-Stiff-Rig mit großem Erfolg ein. Die Bissausbeute mit diesem Vorfach geht meist deutlich nach unten. Das Durchschnittsgewicht der Fische in der Abhakmatte, aber deutlich nach oben.

Warum ist dieses Vorfach so erfolgreich für Großkarpfen?

„Hinged“ heißt übersetzt soviel wie „aufklappbar“, oder „mit Scharnier“. „Stiff“ heißt „starr“ oder „steif“. Im Grunde erklärt das ganz gut, was dieses PopUp-Vorfach so besonders macht. Es besteht nämlich aus steifen Vorfachmaterialien, die mit einem Gelenk (in unserem Fall mit einem Wirbel) miteinander verbunden sind. Der vordere Teil ist das, unter Karpfenanglern bekannte, leicht gebogene, Chod-Rig. Beim Hinged-Stiff-Rig fischt man diesen Teil überwiegend so, dass der Köder deutlich, bis zu sieben Zentimeter, vom Boden absteht.

Diese Präsentation sieht für einen kleinen Karpfen sehr unnatürlich aus, da der Köder über Augenhöhe hochsteht. Daher wird der Köder nur selten von kleinen Karpfen angenommen. Ganz anders sieht es bei den großen Brummern mit ihren dicken Bäuchen aus. Jeder, der schon mal einen Karpfen jenseits der 20 Pfund Klasse gefangen hat, weiß wie „hoch“ so ein Fisch ist. Ein großer Karpfen wird trotz des höher angebotenen Köders immer von oben auf den PopUp schauen und ihn bedenkenlos annehmen. Genau das wollen wir!

Vor- und Nachteile des Hinged-Stiff-Rigs

Wie jedes Vorfach beim Kaprfenangeln hat auch das Hinged-Stiff-Rig seine Vor- und Nachteile. Wie aber bereits erwähnt ist es unsere Nummer eins, wenn es darum geht gezielt große Karpfen an gut besetzten Gewässern mit PopUps zu überlisten.

Vorteile dieses Vorfachs

  • universell mit allen Bleisystemen einsetzbar
  • auf fast allen Gewässeruntergründen nutzbar
  • gezielt für große Fische zu verwenden
  • Durchschnittsgewicht der Fische relativ hoch
  • Hakenköder schnell wechselbar
  • sehr guter Hakeffekt
  • dreht unglaublich schnell und in alle Richtungen
  • sehr verwicklungsfrei zu werfen

Nachteile des Hinged-Stiff-Rigs

  • relativ kompliziert zu binden
  • benötigt einige Komponenten
  • Haken lässt sich nicht einfach wechseln
  • Bissausbeute sinkt

Wie binde ich mir das Hinged-Stiff-Rig und welche Komponenten brauche ich?

Eigentlich ist dieses geniale Großkarpfenvorfach gar nicht so schwer anzufertigen. Für alle, die mit dem ersten Teil, nämlich dem Chod-Rig, nicht so richtig klarkommen, gibt es diese bereits fix und fertig im Handel zu kaufen. Das wird euch das Leben deutlich vereinfachen, denn der zweite Teil des Vorfachs ist sehr leicht! Aber was brauchen wir nun und wie geht man vor?

Komponenten und Werkzeuge

  • Chodvorfachmaterial (extrem steifes, monofiles Vorfachmaterial) mit entsprechender Tragkraft von 20 bis 40 lbs
  • Fluorocarbonvorfach mit der gleichen Tragkraft
  • Chodwirbel (relativ kleiner Wirbel mit einem großen Ring)
  • Chodhaken (meist Widegapmodelle mit einem nach außen! gebogenen Öhr)
  • Rigring, Rigringswivel oder Baitscrew
  • Antitanglesleeve
  • Schere
  • Zange
  • Pullingtool
  • Feuerzeug
Komponenten und Werkzeuge für das Hinged-Stiff-Rig

Komponenten und Werkzeuge für das Hinged-Stiff-Rig

Teil 1 – Die Chod-Section für das Hinged-Stiff-Rig

Wie gesagt, könnt ihr euch aus dem Angelbedarf die kleinen, gebogenen Vorfächer auch fix und fertig kaufen und diesen Schritt überspringen. Für alle, die es versuchen möchten, legen wir jetzt los.

Schritt 1

Ihr schneidet euch ein ca. 20 Zentimeter langes Stück vom Chodfilament ab. Dieses führt ihr von hinten durch das nach oben gebogene Öhr des Chodhaken. Schiebt das Stück Schnur ungefähr so weit durch das Hakenöhr, dass es ungefähr 5 Zentimeter nach vorn absteht. Jetzt macht ihr den altbekannten No-Knot. Das heißt, ihr wickelt das nach hinten stehende Ende um den Hakenschenkel und das Stück Schnur, welches nach vorn steht. Da ihr hier ein sehr steifes Material verwendet, reichen fünf bis sechs Wicklungen vollkommen aus.

Mit dem No-Knot fertig gebundener Haken

Mit dem No-Knot fertig gebundener Haken

Schritt 2

Im nächsten Schritt schiebt ihr, nach eigenem Belieben, einen Rigring, einen Rigringswivel oder eine Beitscrew auf das nach vorn stehende Stück Schnur. Dieses Ende führt ihr jetzt durch die Hakenöse zurück. Damit formt ihr ein kleines „D“. Schiebt das Stück Schnur fast bis zum Anschlag durch das Öhr des Hakens und schneidet das überstehende Ende bis auf einen Zentimeter ab. Jetzt nehmt ihr das Feuerzeug zur Hand und brennt ganz vorsichtig (achtet unbedingt darauf nicht den anderen Teil der Schnur zu verletzen!) das überstehende Ende an. Durch die Hitze einsteht ein kleiner Knubbel. Dieser verhindert, dass die Schnur wieder durch das Öhr gezogen werden kann. Schiebt den Knubbel ans Öhr und ihr solltet jetzt ein perfektes, kleines „D“ haben, auf dem der Ring, der Wirbel oder die Schraube frei beweglich laufen kann.

Perfektes, kleines "D" für einen frei beweglichen Köder

Perfektes, kleines „D“ für einen frei beweglichen Köder

Schritt 3

Das war schon der schwierige Teil. Ihr müsst jetzt nur noch der Chod-Wirbel festknoten. Durch den Knoten bestimmt ihr gleichzeitig die Höhe, in der euer Köder über dem Grund angebotoen werden soll. Wir empfehen euch einen Abstand von fünf bis sieben Zentimetern vom Hakenöhr bis zur oberen Öse des Wirbels. Als Knoten nutzen wir einen Clinchkoten mit zwei bis maximal drei Wicklungen. Keine Angst, durch das steife Material hält das vollkommen sicher. Die absoluten Perfektionisten können das überstehende Ende noch mit dem Feuerzeug erhitzen und haben durch den entstandenen Knubbel einen zusätzlichen Schutz vor dem Durchrutschen der Schnur.

Die fertige Chod-Section

Die fertige Chod-Section

Biegt das Vorfachmaterial, nachdem ihr alles verknotet habt, in eine leichte Kurve. Das könnt ihr auch unter Wasserdampf (Vorsicht, Verbrennungsgefahr!) machen. Diese Kurve verbessert das Eindrehverhalten des Hakens enorm.

Das war auch schon der erste Teil, den ihr für euer Hinged-Stiff-Rig benötigt und jetzt wird es leicht.

Teil 2 – Die Boom-Section des Hinged-Stiff-Rigs

Die Boom-Section bzw. die Verbindung vom Blei zum Chod-Rig ist schnell und einfach gebunden.

Schritt 1

Ihr schneidet euch, je nachdem wie lang ihr das Vorfach fischen möchtet zwischen 20 und 30 Zentimeter eures Fluorocarbon ab. Zieht den großen Ring des Chodwirbels auf das Material und knotet eine einfache, relativ große Schlaufe (ca. 1,5 Zentimeter lang). Die Schlaufe ist wichtig, da sich der Wirbel so in alle Richtungen bewegen kann und das Chod-Rig sich ganz frei dreht. Das Hinged-Stiff-Rig ist durch dieses Gelenk eine absolute Hakmaschine!

Die große Schlaufe für noch mehr Beweglichkeit und schnelles Eindrehen des Hakens

Die große Schlaufe für noch mehr Beweglichkeit und schnelles Eindrehen des Hakens

Schritt 2

Das war es auch schon fast. Über das andere Ende des Vorfachs zieht ihr jetzt noch euer Antitanglesleeve, knotet eine kleine Schlaufe und fertig ist eurer Großkarpfen-PopUp-Rig.

Das fertige Hinged-Stiff-Rig

Das fertige Hinged-Stiff-Rig

Schritt 3

Da wir dieses Vorfach ausschließlich mit PopUp fischen, verwenden wir gerne die sogenannten Baitscrews, um den Poppi zu befestigen. Einfach reinschraubeneund fertig. Ihr könnt aber Euren Köder selbstverständlich auch „normal“ mit Baitfloss am Rigring, oder einem Rigringswivel befestigen. Wichtig ist, dass ihr das Vorfach, entweder am Wirbel, oder an der Schlaufe noch mit etwas Knetblei bzw. einem Bleischrot beschwert. Das verhindert, dass der Köder das Vorfach komplett nach oben zieht. So schaut das fertig beköderte und ausbalancierte Vorfach dann aus:

Ein beködertes Hinged-Stiff-Rig, das auf seinen Einsatz wartet

Ein beködertes Hinged-Stiff-Rig, das auf seinen Einsatz wartet

Wie gesagt wird eurer Hakenköder, je nach Länge der leicht gebogenen Chod-Section, einige Zentimeter über dem Boden stehen. Unattraktiv für kleine Karpfen, aber unwiderstehlich für die richtig Großen.

So steht euer PopUp am Vorfach über dem Gewässergrund

So steht euer PopUp am Vorfach über dem Gewässergrund

Wir wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren und Petri Heil mit dem Hinged-Stiff-Rig!

 

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