Der Thermoanzug – Warm durch die kalte Jahreszeit

Langsam fallen die Temperaturen und viele Angler denken daran, ihr Gerät einzumotten und die Wochenenden gemütlich auf dem Sofa zu verbringen. Dabei sind gerade der Herbst und der frühe Winter absolut perfekt, um am Wasser erfolgreich zu sein. Die Fische schlagen sich ordentlich die Bäuche voll, um sich Energiereserven für den Winter anzufressen. Wer jetzt nicht am Wasser ist, hat selbst Schuld. Ein guter Thermoanzug ist hier euer bester Freund und lässt schlechtes Wetter im wahrsten Sinne des Wortes von euch abprallen.

Es gibt nämlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Das gilt gerade beim Angeln, denn bei unserem schönen Hobby sind wir gnadenlos den Elementen ausgesetzt. Aber viele Angler wissen, dass richtig schlechtes Wetter fast immer auch Fangwetter ist. Möchtet ihr nicht zu den Schönwetteranglern gehören, dann legt euch einen guten Thermoanzug zu. Ihr werdet es nicht bereuen!

Was macht einen guten Thermoanzug aus?

Thermoanzüge machen kaltes und widriges Wetter ganz schnell vergessen. Besonders, wenn der erste dicke Fisch am Haken hängt, wird einem ganz schnell warm. Damit das auch so ist, solltet ihr beim Kauf auf ein paar Besonderheiten achten. Was unserer Erfahrung nach besonders wichtig bzw. vorteilhaft ist, darum soll es jetzt gehen.

Das Obermaterial

Beim Angeln wird das Obermaterial unserer Bekleidung häufig arg strapaziert. Das allerdings oft unterschiedlich verglichen mit anderen Outdoor-Sportarten. Wir Angler müssen auf dem Weg zum vielversprechenden Angelplatz oft durch unwegsames Gelände und dichte Vegetation gehen. Hier lauern abgebrochene Äste, Dornen und oftmals auch scharfkantige Steine. Das Obermaterial eures Anzugs sollte also dementsprechend robust sein. Es ist sehr von Vorteil, wenn das Obermaterial eures Thermoanzuges aus Ripstop-Material besteht.

Hose eines Thermoanzugs

Hier erkennt man das robuste Obermaterial der Hose

Ripstop bedeutet so viel wie eine stark verringerte Weiterreißfähigkeit. Sollte ein Dorn oder Stein doch mal ein Loch ins Obermaterial gerissen haben, so verringern zusätzlich vernähte, extra starke Fäden, dass das Loch zunehmend größer wird. Das Loch geht also nicht weiter auf und kann einfacher geflickt werden.

Achtet beim Kauf auch unbedingt darauf, dass der Anzug an den für uns wichtigen Stellen verstärkt ist. Dazu zählen:

  • Kniebereich
  • Ellenbogen
  • Gesäß
  • Schulterbereich

Besonders hochwertige Anzüge haben an diesen Stellen zusätzlich besonders abriebsfeste Materialien, wie beispielsweise Cordura, vernäht. Das ist wichtig, denn gerade, wenn wir unser Futter anrühren oder unseren Fang versorgen, tun wir das kniend. Auch sitzen wir viel, um auf den größen Fang zu warten. Sind diese Bereiche gut verstärkt, haben wir deutlich länger Freude an unserem Thermoanzug.

Ein robustes Obermaterial ist für uns sehr wichtig. Aber fast noch entscheidender ist der Wetterschutz. Das Obermaterial eures Anzugs sollte unbedingt wasserdicht sein. Was das genau bedeutet und ab wann ein Stoff als wasserdicht gilt, haben wir euch in hier zusammengefasst. Jedes Material, das wasserdicht ist, hält auch lästigen Wind von euch fern. Das ist, was das Wärmegefühl angeht, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Kann der Wind eure Körperwärme nicht abtransportieren, so bleibt ihr immer schön warm.

Auch wenn es in der kalten Jahreszeit nicht ganz so entscheidend ist, solltet ihr beim Kauf eines Thermoanzuges auch auf einen guten Wasserdampfdurchlass achten. Dieser muss bei uns Anglern bei weitem nicht so hoch sein, wie bei einem Radfahrer oder Läufer. Trotzdem ist es gut, wenn das Obermaterial eures Anzugs Feuchtigkeit von Innen nach Außen transportiert.

Der Thermoanzug und die Isolierung

Unter dem Obermaterial des Anzugs sitzt die Isolierschicht, welche euch auch bei niedrigen Temperaturen mollig warm hält. Wo früher Daunen oder andere Fasern tierischen Ursprungs zum Einsatz kamen, werden heutzutage moderne Polyesterfasern verwendet. Diese sind deutlich kostengünstiger und halten mindestens genauso warm.

Die Kunstfasern sind sehr stark verästelt und können so viel Luft speichern. Diese Luft wird dann von unserem Körper erwärmt und dort gespeichert. Das Ergebnis ist ein wohlig warmes Gefühl, auch bei tiefen Temperaturen. Die modernen Kunstfasern speichern zudem keine Feuchtigkeit und sorgen dadurch für einen optimalen Abtransport, sollte uns unser Fang ordentlich in Schwitzen gebracht haben.

Wie gut euch die Isolierschicht warm hält, könnt ihr an der Gramm-Zahl pro Quadratmeter erkennen. Je nach Kälteempfinden sind 120 g/m² bis 200 g/m² zu empfehlen. Weniger hält echte Nordmänner noch ausreichend warm, mehr ist für echte Frostbeulen nicht verkehrt. Allerdings halten gute Thermoanzüge heutzutage so warm, dass oft eher eure Angelschnüre einfrieren, als dass euch kalt wird.

Die Jacke eures Anzugs

Unserer Erfahrung nach solltet ihr beim Kauf auf folgende Ausstattungsmerkmale achten:

  • Kapuze mit Schirm
  • weit hochgezogener Kragen
  • verstärkter Schulter- und Ellenbogenbereich
  • Manschetten als Ärmelabschluss
  • ausreichende und leicht zugängliche Taschen

Eine vollwertige Kapuze ist gerade bei Regen absolut unverzichtbar. Am besten ist es noch, wenn die Kapuze zusätzlich über einen kleinen Schirm verfügt, sodass auch starker Wind euch kaum noch Regen ins Gesicht befördert. Besonders Brillenträger wissen das zu schätzen. Bei einem Thermoanzug ist es nicht zwingend erforderlich, dass die Kapuze abnehmbar ist. Ihr werdet sie zwangsläufig des Öfteren benutzen.

Thermoanzug

Ein hochwertiger Thermoanzug mit einer optimalen Anzugjacke

Der Kragen der Jacke sollte auf jeden Fall so hoch geschnitten sein, dass er das Kinn mit abdeckt. So ist auch bei starkem Wind der Halsbereich gut geschützt. Zusammen mit der Kapuze seid ihr so im Kopf- bzw. Halsbereich optimal vor Wind und Wetter geschützt.

Was sich für uns als sehr praktisch erwiesen hat, sind Ärmelabschlüsse aus Neoprenemanschetten. Diese sind unten im Ärmel vernäht, liegen eng am Handgelenk an und verhindern, dass Wind und Wasser aufsteigen können. Selbstverständlich ist ein gut abschließender Klettverschluss am Ärmelbund auch praktisch. Eine Manschette ist aber doch noch ein kleines bisschen besser, finden wir.

Thermoanzug

Neoprenmanschetten als Ärmelabschluss

Die Hose des Thermoanzugs

Auch die Hose sollte über einige wichtige Ausstattungsmerkmale verfügen, damit euer Thermoanzug perfekt funktioniert:

  • als Latzhose geschnitten
  • große Außentaschen
  • verstärkter Knie- und Gesäßbereich
  • hohe Reißverschlüsse am Hosenbein

Bei einem guten Thermoanzug für Angler sollte die Hose immer als Latzhose geschnitten sein. So wird gewährleistet, dass der Rücken- bzw. Nierenbereich des Körpers, welcher besonders empfindlich ist, doppelt isoliert ist. Eine Latzhose sitzt zudem immer etwas besser, da die Hosenträger das Kleidungsstück auch bei Bewegung immer in Position halten. Hier rutscht nichts herunter.

Thermoanzug

Anzughose als Latzhose geschnitten

Hoch geschnittene Reißverschlüsse am Hosenbein sind für uns auch ein absolutes Must-have. Da wir in der kalten Jahreszeit auch entsprechende Thermostiefel tragen, vereinfacht uns ein guter Reißverschluss das Anziehen deutlich.

Welche Größe sollte der Thermoanzug haben?

Kauft den Anzug auf keinen Fall zu klein! Überall dort, wo der Anzug sehr eng am Körper anliegt bzw. etwas spannt, wird die Isolierung komprimiert und es geht Wärmeleistung verloren. Also im Zweifelsfall lieber eine Nummer größer, als zu klein kaufen. Bewegungsfreiheit solltet ihr auch ausreichend haben.

Der Baselayer – Eine gute Funktionsunterwäsche

Auch beim Thermoanzug solltet ihr euch nach dem Zwiebelprinzip ankleiden. Der Anzug ist dabei die äußere Schicht. Wir kombinieren den Anzug immer mit einer guten Funktionsunterwäsche. Die mittlere Schicht passen wir dann den Gegebenheiten am Wasser an. Ist es noch nicht sehr kalt, fällt die mittlere Schicht eher dünn aus. Geht es unter die null Grad Grenze, so kommt gerne auch mal ein dickerer Fleecepullover zum Einsatz. Geht beim Anprobieren immer von dem kältesten Szenario aus, bei dem ihr noch ans Wasser gehen würdet und probiert so bekleidet euren Anzug an.

Tipps zum Thermoanzug für Angler

Ganz bewusst sind wir nur auf zweiteilige Anzüge eingegangen. Es gibt am Markt auch ein paar einteilige Modelle, diese haben sich für uns aber als unpraktisch erwiesen. Sicherlich kann man darüber streiten, aber wir geben den Zweiteilern aus Jacke und Hose ganz klar den Vorzug.

Ein Fehler, den wir häufig beobachten, ist die falsche Lagerung der Thermoanzüge. Selbstverständlich wird der Anzug nicht das ganze Jahr benötigt und nimmt relativ viel Platz im Kleiderschrank ein. Aber es ist nicht gut, ihn aus diesem Grund zusammenzurollen und irgendwo möglichst platzsparend zu lagern. Je länger der Anzug stark komprimiert gelagert wird, je mehr verliert er an seiner Isolierfähigkeit. Also am besten einfach auf dem Kleiderbügel hängen lassen, so habt ihr lange Freude am Anzug.

Pflegt euren Anzug regelmäßig. Das heißt nicht, dass der Anzug nach jeder Benutzung in die Waschmaschine gehört. Ganz im Gegenteil, das wäre für die wasserdichte Beschichtung, bzw. Membran nicht sehr gut und würde ihre Lebensdauer verringern. Aber das Außenmaterial sollte regelmäßig von groben Schmutz, Fischschleim und Ähnlichem befreit werden. Ein Tuch oder eine Bürste und ein Eimer lauwarmes Wasser ist hier vollkommen ausreichend. Je nach Benutzung waschen wir unseren Anzug ein bis zweimal pro Saison. Das ist vollkommen ausreichend.

Ein Thermoanzug ist keine Schwimmhilfe! Oft erreichen uns Fragen, ob ein Thermoanzug auch als Ersatz für einen Floatinganzug in Norwegen genutzt werden kann. Das ist absolut zu verneinen. Ein Thermoanzug sorgt für keinerlei Auftrieb, sollt jemand über Board gehen. Eher ist das Gegenteil der Fall. Also bitte kauft euch einen Floater, oder leiht euch einen aus, wenn ihr mit dem Boot die Nordmeere beangeln wollt.

 

Hoffentlich konnte unser heutiger Blogbeitrag euch Hilfe zum Thema Thermoanzug bieten. Die kalte Jahreszeit ist da und die dicken Fische warten gerade jetzt auf euch. Also Petri Heil, ganz ohne Frostbeulen!

 

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