Boilies rehydrieren – aus alt mach neu

Boilies rehydrieren – aus alt mach neu

Wir Karpfenangler sind schon ein verrücktes Volk und wer kennt sie nicht, die Suche nach dem ultimativen Köder? Viele Ansitze beginnen mit dem Kauf von einigen Kilos neuer Wundermurmeln, die ihre Werbeversprechen dann scheinbar doch nicht einhalten können. So türmen sich, aufgrund mangelndem Vertrauen, doch schnell erhebliche Mengen der beliebten Karpfen Köder an. Alt, trocken und wenig Vertrauen? Zeit die Boilies zu rehydrieren!

Ein weiteres Szenario bei Karpfenangeln, das für volle Futtereimer oder Trockensäcke sorgt, sind äußere Einflüsse. Die frischen Köder kommen nicht zum Einsatz, da die geplante Session durch Dauerregen buchstäblich ins Wasser fällt, oder die Schwiegereltern haben doch nochmal zum Grillen eingeladen. Was bleibt uns also übrig, als unsere begehrten Köder bis zum nächsten Angelausflug aufzubewahren?

Heutzutage ist es meist kein Problem mehr, die hartgekochten Teigkugeln über einen längeren Zeitraum liegenzulassen. Moderne Konservierungsstoffe verhindern, dass der Boilie anfängt zu schimmeln und schmecken den Karpfen trotzdem sehr gut. Das war früher anders und gefrorene Köder waren deutlich fängiger. Was sich aber nicht geändert hat ist, dass die Boilies bei längerer Lagerung zunehmend an Wasser verlieren und immer härter und kleiner werden.

Das ist aber nicht das eigentliche Problem und natürlich kann man auch mit steinharten Teigkugeln, mit denen sich auch problemlos Fensterscheiben einwerfen lassen, Karpfen überlisten. Viele Angle schwören geradezu auf knochentrockene Boilies. Wir können das nur bedingt nachvollziehen, aber wie heißt es so schön: „Wer fängt hat recht“. Der größte Nachteil an ausgetrockneten Ködern ist, dass sie einfach nicht gut „arbeiten“ und am Gewässergrund schnell Umgebungsaromen absorbieren. Zeit die Boilies zu rehydrieren!

Was heißt eigentlich immer dieses „arbeiten“? Keine Angst, eure Boilies bewaffnen sich unter Wasser nicht mit Helm und Spitzhacke und versuchen den Gewässergrund umzupflügen. Unter „arbeiten“ versteht man den Osmose-Effekt unter Wasser. Kurz erklärt dringt Wasser in den Boilie ein und die Inhaltsstoffe, Botenstoffe des Köders, werden an das Wasser weitergegeben. Genau durch diesen Prozess können die Karpfen unsere Köder über ihre Geschmacksrezeptoren ausfindig machen. Genau das wollen wir doch!

Aber warum ist hierbei ein sehr trockener, „alter“ Boilie einem frischen bzw. rehydrierten Boilie deutlich unterlegen? Nun, zum einen dauert die Osmose der Triggerstoffe sehr lange. Wo ein frischer, oder von uns behandelter Köder, schon viele Botenstoffe und Aromen ins Umgebungswasser abgegeben hat, ist bei einem trockenen Boilie gerade einmal die Oberfläche eingeweicht. Gerade bei kurzen und spontanen Ansitzen ein riesiger Vorteil. Zudem saugt sich ein „alter“ Boilie logischerweise mit allem Geschmacksstoffen voll, auf denen er am Gewässergrund liegen bleibt. Übrigens genau der Effekt, den wir zum „Rehydratisieren“ ausnutzen werden. Das heißt, unsere trockene Murmel wird den Geschmack von Schlamm, verfaultem Pflanzenmaterial und anderen Leckereien aufnehmen. Oftmals ist das auch für die allesfressenden Karpfen nicht das beste Aroma.

Doch was genau können wir jetzt machen, um unsere liegengebliebenen Köder wieder aufzufrischen? Ganz einfach, wir geben ihnen Feuchtigkeit zurück und reichern sie ganz nebenbei noch mit zusätzlichen Lockstoffen an. Ihr werdet sehen, das ist auch alles andere als schwierig und bedarf keinem großen Aufwand. Theoretisch würde es sogar reichen, die entfeuchteten Teigkugeln einen Tag vor dem Angelausflug in Wasser einzulegen. Wir kennen einige gute Karpfenangler, die so verfahren und damit erfolgreich sind. Aber wir wollen noch mehr aus diesem Vorgang herausholen. Dazu jetzt unsere zwei beliebtesten Methoden.

1. Boilies rehydrieren mit der Hanfwasser-Methode

Hanf ist ein absoluter Renner unter den Friedfischanglern. Hanf ist in sehr vielen fertigen Futtermischungen vorhanden und das zurecht. Die ätherischen Öle, die gut verwertbaren Kohlenhydrate und der ganz eigene Geruch machen unsere heimischen Friedfische völlig verrückt. Bei Futtermischungen werden oft erst die kleinen Hanfkörner gezielt vom Boden aufgenommen, bevor das restliche Futter in den Fokus kommt.

Genau das wollen wir uns zunutze machen. Je nach Menge der Boilies die zu rehydrieren sind, setzt ihr euch einen Topf mit Wasser an und bringt diesen zum Kochen. Als Faustregel plant ihr 2 Liter Wasser für 1 kg Boilies ein. Auf jeden Fall sollte es so viel Wasser sein, dass ihr später in eurem Gefäß alle Murmeln mit Wasser bedecken könnt. Wenn das Wasser kocht, gebt ihr möglichst frischen Hanf hinzu. Hier nehmt ihr ungefähr 200 g Hanfsamen pro Liter Wasser. Ein Teelöffel Salz pro Liter schadet definitiv auch nicht. Die Hanfsamen kocht ihr nun so lange, bis die Schalen aufplatzen und das weiße Innere der Körner erkennbar wird.

Jetzt sollte sich auch der leicht nussige und intensive Geruch der kleinen Körner bemerkbar machen. Macht die Hitze aus und lasst das Ganze erstmal etwas abkühlen. Je nach Menge auch bis zu einer halben Stunde. An der Oberfläche des Hanfwassers sollten langsam erste, leicht grünliche Ölaugen entstehen. Seht ihr dieses wertvolle Hanföl an der Wasseroberfläche, kombiniert mit dem intensiven Geruch, dann habt ihr alles richtiggemacht.

Jetzt nehmt ihr euch ein großes Sieb und trennt die festen Bestandteile vom Wasser. Das geht am einfachsten, indem ihr die Boilies schon in das entsprechende Gefäß füllt und durch das Sieb das noch warme Wasser einfüllt. Bitte achtet unbedingt darauf, dass eurer Gefäß zu Auffrischen der Boilies auch hitzebeständig ist! Jetzt sollten eure Köder komplett mit Wasser bedeckt sein, sodass sie wieder ordentlich Feuchtigkeit und die guten Inhaltsstoffe vom Hanf aufnehmen können. Den ab gesiebten Hanf unbedingt aufbewahren und zum Anfüttern benutzen!

Mit Hafwasser rehydratisierte Boilies

Mit der Hanfwasser-Methode aufgepeppte Boilies

Wir starten diesen Vorgang ungefähr 3–4 Tage vor dem geplanten Ansitz. Die Boilies lassen wir 1–2 Tage, je nach gewünschter Härte, im Hanfwasser ziehen. Danach gießen wir das Wasser ab und haben unsere perfekt aufgefrischten Köder parat. Gerne salzen wir die Köder etwas nach, oder lassen etwas der oberflächlichen Restfeuchtigkeit von Micropellets aufsaugen, welche wir dann auch mit verfüttern.

2. Aus alt mach neu mit der Einfrier-Methode

Das Einfrieren alter Boilies, um sie dann mit Flüssigkeiten wie Hanfwasser oder Liquids vollzupumpen ist absolut genial. Ein Trick, den wir uns von ein paar Karpfenexperten abgeschaut haben. Also Boilies rehydrieren wie ein Profi! Mittlerweile ist diese Methode auch unser heimlicher Favorit. Wenn ihr dazu noch einen Vakuumierer zur Verfügung habt, seid ihr bestens gerüstet. Aber keine Sorge, handelsübliche Zippbeutel leisten auch gute Dienste.

Auch hier ist wenig Aufwand nötig, allein die Vorbereitungszeit dauert etwas länger. Sind eure Murmeln schon knochentrocken, empfiehlt es sich, diese einen Tag lang in Wasser einzulegen. Selbstverständlich könnt ihr dafür die Hanfwasser-Methode einsetzen. Auch ein kleiner Schuss Liquid oder Salz macht sich durchaus gut. Boilies, die sich mit den Fingern noch gut zerbrechen lassen, brauchen nicht vorbehandelt zu werden.

Rehydrierte Boiles bereit zum Vakuumieren

Zum Vakuumieren vorbereitete Boilies

Köder, die im Wasser waren, sollten kurz etwas getrocknet werden, in einem Küchensieb zum Beispiel. Dann geht es ab in einen Vakuumier- bzw. Zippbeutel. Jetzt kommt so viel Flüssigkeit, Hanfwasser oder Liquid hinzu, dass alle Boilies gut benetzt sind. Am besten ist es, die Teigkugeln jetzt ins Vakuum zu ziehen. Dadurch saugen sie die Flüssigkeit im Beutel noch effektiver auf. Wer keinen Vakuumierer daheim hat, der drückt einfach so viel Luft wie möglich aus dem Zippbeutel heraus und verschließt diesen.

Das Ganze könnt ihr jetzt gut einen Tag stehen lassen und dann geht es ab in den Tiefkühler. Als kleinen Tipp empfehlen wir euch, mit einem wasserfesten Stift, auf dem Beutel zu vermerken, welche Wunderkugeln enthalten sind und wann sie rehydriert wurden. So wisst ihr immer gleich Bescheid. Einen Tag, bevor es ans Wasser geht, solltet ihr die Boilies auftauen und sie dann in einen Eimer füllen. Jetzt sauen sie sich mit der Flüssigkeit richtig voll und sind perfekt für den Einsatz vorbereitet.

Aufgefrischt, einsatzbereit und absolut fängig

Wir hoffen, dass wir euch mit unserem kleinen Artikel aufzeigen konnten, wie ihr alte Boilies rehydrieren könnt und sie wieder richtig fängig macht. Der kleine Aufwand lohnt sich definitiv und schont selbstverständlich auch den Geldbeutel. In diesem Sinne viel Spaß bei eurer nächsten Session und allzeit Petri Heil!

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