Karpfenrigs

Vorfächer zum Karpfenangeln – Eine unendliche Geschichte

Jeder fortgeschrittene Karpfenangler wird sich fragen, ob wir wohl verrückt sind, Karpfenrigs als Thema in Angriff zu nehmen. Wenn ihr euch fragt warum, dann seid ihr hier genau richtig. Bei kaum einem Thema gehen die Meinungen so weit auseinander, wie bei der Verbindung zwischen dem Blei und dem Köder, dem sogenannten Karpfenrig.

Dieses kaum mehr als 50 Zentimeter lange Stück Schnur mit einem Haken, sorgt in der Szene oft für mehr Diskussionen, als die verwendeten Köder. Und glaubt uns, schon die Diskussionen über Köder können Abende füllen. Wir wollen es trotzdem wagen, Karpfenrigs bzw. –vorfächer unter die Lupe zu nehmen, vor allem um Einsteigern einen Überblick zu geben.

Ein waschechter Karpfenangler hat meist seine zwei bis drei Lieblingsvorfächer, die er den Gegebenheiten anpasst. Genau so ist das auch richtig, denn der Angler hat in diese Rigs, aufgrund guter Erfahrungen, das meiste Vertrauen und wird damit auch immer wieder seine Fische überlisten.

Wie ihr seht, scheint das Thema sehr komplex zu sein und das ist es auch. Aus diesem Grund werden wir das Thema der Karpfenvorfächer auch in verschiedene Beträge aufgliedern und immer tiefer ins Detail gehen und euch auch einige unserer Lieblingsrigs präsentieren und erklären, warum und wann wir sie benutzen.

Warum gibt es überhaupt verschiedene Karpfenrigs?

Nun, das ist relativ leicht erklärt. Zum einen gibt es ja verschiedene Gewässerarten, welche die dicken Rüsselmäuler beherbergen. Der einfachste Unterschied ist der, zwischen einem Stillwasser und einem Fluss. Ein Karpfenrig für einen kleinen Vereinsteich muss einfach anders aufgebaut sein, als ein Vorfach für den Rhein. Wie und warum, dazu dann mehr im Detail.

Weiterhin ist der Gewässerboden, wo wir zu 90 Prozent unsere Köder anbieten, entscheidend für die Wahl des richtigen Vorfachs. Fischen wir auf glatten, sandigen Boden werden andere Anforderungen an unser Rig gestellt, als wenn wir über 10 Zentimeter tiefen Schlamm unseren Köder den Karpfen präsentieren. Manchmal kann hier auch das gleiche Rig, mit einigen Modifikationen verwendet werden. Auch hier später mehr dazu.

Des Weiteren ist der verwendete Köder ganz entscheidend dafür, was für ein Vorfach zum Einsatz kommt. Genau hier wollen wir auch ansetzen und unsere Karpfenrigs in den folgenden Blogbeiträgen, entsprechend der verwendeten Köderarten, vorstellen und erklären. Dabei werden wir auf das „moderne“ Karpfenangeln eingehen. Selbstverständlich könnt ihr Karpfen auch mit einem aufgezogenen Tauwurm, oder einem Maiskorn auf einem 6er Haken unter der Pose fangen. Wir wollen aber die Köder betrachten, die heutzutage speziell für die Karpfenangelei benutzt werden.

Köder für die moderne Karpfenanglei

Am häufigsten werden beim Karpfenangeln die sogenannten Bodenköder benutzt. Warum? Nun, Karpfen fressen überwiegend am Grund. Das unterständige Rüsselmaul der großen Friedfische zeigt, dass Karpfen einfach dafür gemacht sind, ihre Nahrung vom Boden aufzusaugen. Bodenköder sind Boilies und Partikel. Beide Köderarten haben keinen eigenen Auftrieb, sind schwerer als Wasser und sinken somit zum Gewässergrund. Boilies sind hartgekochte Teigkugeln, die in verschiedenen Durchmessern und aus verschiedenen Zusammensetzungen hergestellt werden. Zu den Partikeln zählen Hartmais, Tigernüsse, Kichererbsen, Erdnüsse und viele andere, natürliche Leckereien.

Eine weitere Köderart sind Pop-Ups. Ein Pop-Up ist, ähnlich einem Boilie, eine fest gekochte Teigkugel, die aber einen eigenen Auftrieb hat. Das heißt ein Pop-Up wird, wenn nicht angeködert, immer an der Wasseroberfläche schwimmen. Pop-Ups gibt es in zig verschiedenen Farben und ebenfalls in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Pop-Ups am Haar angeködert

 Pop-Ups am Haar angeködert

Eine Mischung zwischen einem Bodenköder und einem Pop-Up sind Wafter. Wafter sind ausbalancierte Köder, die unter Wasser so gut wie schwerelos sind. Meist reicht das Gewicht des Hakens aus, um einen Wafter zum Gewässergrund zu bringen und ihn dort zu halten. Ähnlich verhält sich auch der sogenannte Snowman unter Wasser. Hier werden ein Bodenköder und ein Pop-Up so kombiniert, dass der Pop-Up das Sinkverhalten des Bodenköders reduziert. Da der Pop-Up immer oben schwimmt und größtenteils etwas kleiner als der Bodenköder ist, sieht die Kombination, wie ein kleiner Schneemann aus. Ein Snowman eben.

Die letzte Köderart, die zunehmend immer populärer wird und ganz besondere Anforderungen an das Rig und die Montage stellt, sind Zigs. Zigs sind kleine, auftreibende Köder, die im Mittelwasser oder an der Wasseroberfläche angeboten werden. Sie bestehen überwiegend aus Schaumstoff, haben ordentlich Auftrieb und imitieren häufig kleine Käfer oder Larven im Wasser. Aber auch kleine Pop-Ups kommen als Zigs zum Einsatz.

Grundlegendes – Die Basics eines Karpfenrigs

Dieses sind die Köderarten, für die wir euch in unseren kommenden Beiträgen die entsprechenden Karpfenrigs vorstellen möchten. Wir werden dabei darauf eingehen, wie und wann ihr welches Vorfach benutzen solltet und warum. Dabei gibt es sicherlich immer wieder Überschneidungen und Modifikationen, aber auch diese versuchen wir zu erklären.

Klassisches Karpfenrig mit einem Schneemann

Klassisches Karpfenrig mit einem Schneemann

Doch bevor wir dann ins Detail gehen, hier noch ein paar Basics zu den Karpfenvorfächern, auf die wir immer wieder zu sprechen kommen werden und die bei jedem Rig gleich sind.

Das Vorfachmaterial

Das Vorfachmaterial, englisch auch Hooklink genannt, ist die Verbindung zwischen dem Blei bzw. dem Bleiclip und dem Haken. Dieses Material muss verschiedene Anforderungen erfüllen. Ein Vorfach muss am Gewässergrund möglichst gut getarnt sein, um keine Scheuchwirkung auf die vorsichtigen Fische auszuüben. Es muss robust sein, damit es beim Kontakt mit Muscheln, oder scharfkantigen Steinen nicht schnell reißt. Und das Vorfachmaterial sollte sich gut dem Gewässergrund anpassen und so natürlich wie möglich wirken.

Es gibt auf dem Markt schier unendlich viele verschiedene Vorfachmaterialien in verschiedenen Farben und Tragkräften. Wir unterscheiden erstmal ganz einfach folgende Materialien:

  • weiches, geflochtenes Vorfachmaterial
  • ummanteltes, geflochtenes Vorfachmaterial
  • monofiles Vorfachmaterial

Jedes dieser Vorfachmaterialien hat seine Daseinsberechtigung und findet im entsprechenden Rig, passend zum Köder und dem Gewässer seine Anwendung. Oft finden auch Kombinationen der verschiedenen Materialien Verwendung.

Der Haken und das Haar

Was wie der Titel eines Anglermärchens klingt, soll unter diesem Punkt zusammengefasst werden. Der Haken und das, mit ihm verbundene. Haar sind der Teil des Karpfenrigs, an dem unser Köder befestigt wird. Die Haarmontage hat, als die ersten Boilies auf den Markt kamen, die Karpfenszene revolutioniert. Der Köder wurde jetzt nicht direkt auf den Köder gezogen, sondern hing frei auf einer dünnen Schnur, hinter der der Haken sich frei bewegen konnte.

Haarmontge für einen Bodenköder

Haarmontge für einen Bodenköder

Diese Montage, bzw. dieses Rig ist immer noch eins der am häufigsten gefischten. Jedoch werden viele moderne Vorfächer mittlerweile ohne Haar gebunden und der Köder wird anderweitig mit dem Haken verbunden. Was jedoch immer gleichgeblieben ist, ist die Tatsache, dass Köder und Haken voneinander getrennt sind. So kann der Haken, wenn der Karpfen den Köder mit seinem Rüsselmaul einsaugt, besser greifen, da seine Spitze immer frei ist.

Und die Hakenspitze ist beim Karpfenangeln auch mit Abstand das Wichtigste. Da fast ausschließlich mit Festbleimontagen geangelt wird, der Karpfen sich also selbst hakt und wir keinen Anhieb setzen, muss unser Haken super scharf sein. Oft werden Karpfenhaken schon nach einem gefangenen Fisch ausgewechselt, da das harte Karpfenmaul ihnen manchmal die entscheidende Nuance an Schärfe nimmt. Gut, wenn man jetzt ein Karpfenrig hat, wo sich der Haken leicht wechseln lässt.

Karpfenrigs – Komponenten

Die Komponenten eines Karfenvorfachs sind die ganzen Kleinteile, die helfen das Rig zu optimieren und bestmöglich zu präsentieren. Es gibt eine Unzahl an keinen Schläuchen, Wirbeln, Gewichten etc., die alle Teile eines funktionierenden Vorfachs sind oder sein können.

Wir werden auf sie im Einzelnen eingehen, wenn wir in unseren zukünftigen Beiträgen die Karpfenrigs für die entsprechenden Köder besprechen. Die Karpfensaison ist im vollen Gange und unsere größten, heimischen Friedfische schlagen sich momentan ordentlich die Bäuche voll. Also seid gespannt, demnächst stellen wir euch unsere Lieblingsvorfächer für Bodenköder vor.

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