Elektronische Bissanzeiger – sinnvoll oder nicht?

Nichts ist für einen Ansitzangler so wichtig, wie eine optimale Bisserkennung. Einer der beliebtesten Bissanzeiger ist mit Sicherheit die Pose. Sie zeigt nicht nur zuverlässig jeden kleinen Zupfer am Köder an, sie verrät uns zugleich, in welche Richtung der Fisch abzieht. So können wir einen optimalen Anhieb setzen. Das Posenangeln ist wirklich effektiv und hat gleichzeitig eine sehr meditative Komponente.

Was ist aber, wenn wir unserem Zielfisch mit einer reinen Grundmontage nachstellen wollen? Was, wenn wir uns auch mal ein paar Meter von der Rute entfernen möchten, um mit einem Angelfreund einen Kaffee, oder eine Hopfenkaltschale zu trinken? Wie sieht es aus, wenn wir die Nacht in unserem Zelt verbringen, um auf unseren Traumfisch zu warten? Hier schlägt die Stunde der elektronischen Bissanzeiger.

Viele, gerade ältere Angelkameraden, rümpfen oft die Nase über die piependen Nervensägen und sie haben manchmal nicht ganz unrecht. Viele Angler beschallen mit ihren Bissanzeigern das ganze Gewässer und stören die Ruhe, die uns ja auch ans Wasser bringt. Aber richtig eingesetzt und mit etwas Rücksicht auf unsere Umwelt, kann so ein elektronischer Bissanzeiger ein wirklich sinnvoller Ausrüstungsgegenstand sein. Für einge Angler bzw. Angelarten sind die kleinen, technischen Wunderwerke absolut essenziell.

Ein bisschen Geschichte muss sein!

Wer denkt, dass die elektronischen Bissanzeiger erst in die letzten zwei Jahrzehnten Einzug in die Angelwelt gehalten haben, der irrt gewaltig. Wie immer waren die angelverrückten Briten diejenigen, die hier die ersten Meilensteine legten. Der legendäre Karpfenangler Maurice Ingham, Autor eines der ersten Bücher zum Thema Karpfenangeln, entwickelte bereits 1949 eine Art elektronischen Bissanzeiger. Geschickt verknüpfte er eine Taschenlampe mit seiner Angelrolle, sodass die Lampe bei Abzug der Schnur aufleuchtete.

Die ersten kommerziellen Bissanzeiger waren die Heron-Bissanzeiger. Die Heron, auf Deutsch Graureiher, funktionierten über eine Art Antenne. Diese wurde seitlich um die Schnur gelegt. Straffte sich die Schnur, so veränderte sich die Position der Antenne und der Bissanzeiger fing an zu summen. Vermutlich kommt daher auch heute noch der Name der Buzzerbar, auf der die Bissanzeiger installiert werden. „To buzz“ heißt nämlich „zu summen“.

1977 wurde dann das Rad neu erfunden. Selbstverständlich nur sprichwörtlich, aber im Bereich der elektronischen Bissanzeiger war es ein kleines Rad, über das die Schnur lief, welches alles veränderte. Der Optonic wurde auf den Markt gebracht und die Technik, bei der die Schnur über ein Rädchen läuft und so der Elektronik einen Biss signalisiert, ist auch heute noch topaktuell.

Gibt es verschiedene elektronische Bissanzeiger?

Gehen wir jetzt einmal von den verschiedenen, am Markt erhältlichen Modellen und deren Funktionen weg, so gibt es prinzipiell zwei verschiedene Typen von Bissanzeigern. Zum einen sind da, die eben beschriebenen Bissanzeiger, bei denen die Schnur über ein Rädchen läuft, dieses im Bewegung versetzt, was die Elektronik dann als Biss interpretiert.

Bissanzeige

Ein guter und günstiger elektronischer Bissanzeiger mit Rad

Zum anderen gibt es heutzutage Bissanzeiger, welche den Schnurabzug über Vibrationen erkennen. Die beiden Briten, wer auch sonst, Del Romang und Kim Donaldson begannen ihre Erfolgsgeschichte mit Umbauten der berühmten Optonics. Sie gründeten die Firma Delkim, zusammengesetzt aus ihren Vornamen. Bei den modernen Delkim Bissanzeigern läuft die Schnur über ein ganz feines, piezoelektronisches Plättchen, welches feinste Vibrationen erkennt und diese als Biss meldet.

Welche Funktionen haben moderne elektronische Bissanzeiger?

Wie gesagt, hat sich die Art und Weise der Bissanzeige seit fast 50 Jahren kaum geändert. Die Rute wird auf dem Bissanzeiger abgelegt, welcher die Form einer Rutenauflage hat. Die Rute liegt so sicher und ist vor dem Herunterfallen geschützt. Eure Angelschnur läuft durch die Position der Ringe unterhalb des Rutenblanks und wird leicht in einen kleinen Schlitz des Bissanzeigers gedrückt. Hier befindet sich das Rädchen, welches uns feinste Bewegungen der Schnur übermittelt.

Über die Tasten lassen sich die verschiedenen Funktionen einstellen

Wird das Rädchen durch die Schnur bewegt, so wird mittels Magneten bzw. mittels Lichtschranke diese Bewegung erfasst und es kommt zur Bissanzeige. Damit nicht jede kleine Bewegung ungewollt zu einem Piepen oder Aufblinken des Bissanzeigers führt, lässt sich bei guten, elektronischen Bissanzeigern die Sensibilität der Bissanzeige einstellen. Angelt man im Stillwasser mit einer Grundmontage auf Zander, so möchte man jeden feinen Anfasser mitbekommen, um schnell reagieren zu können. Hier wird die Sensibilität des Bissanzeigers hoch eingestellt. Beim Karpfenangeln im Fluss, wo auch noch Schiffverkehr herrscht, ist eine geringe Sensibilität empfehlenswert. Ansonsten droht ein wahres Piepskonzert.

Weitere einstellbare Funktionen, über die nicht zwangsläufig jeder Bissanzeiger verfügt, fassen wir euch hier zusammen:

  • Lautstärke
  • Tonhöhe oder gar Tonart
  • Farbe der LEDs
  • Helligkeit der LEDs
  • Nachtlichtfunktion

Worauf sollte man beim Kauf eines elektronischen Bissanzeigers achten?

Hier kommt es ganz klar darauf an, wie häufig und vor allem unter welchen Bedingungen ihr den Bissanzeiger nutzen wollt. Ihr könnt einen einfachen Bissanzeiger für wenige Euro im Fachhandel erwerben. Wenn ihr diesen bei euren Tagesausflügen an den Forellensee nutzt, quasi immer irgendwo in der Nähe eurer Ruten seid und schönes Wetter bevorzugt, so wird euch dieser Bissanzeiger beste Dienste leisten. Wie gesagt, ist das Prinzip der Bissanzeige immer gleich.

Seid ihr aber passionierte Karpfenangler, die sich bei Wind und Wetter mehrere Tage und Nächte um die Ohren schlagen, wird ein günstiger Bissanzeiger das erste Gewitter vermutlich nicht überleben. Hier sollte doch etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden. Achtet unbedingt auf eine wasserdicht versiegelte Elektronik. Zudem sollt das Batteriefach sicher schließen. Im besten Fall ist das Batteriefach mit einer Gummidichtung vor eindringendem Wasser geschützt.

Ein hochwertiges und gut abgedichtetes Set für rauhe Bdingungen am Wasser

Generell solltet ihr beim Kauf eines Bissanzeigers darauf achten, dass die verwendeten Batterien gut erhältlich sind. Zwar haben die großen Drogerieketten heutzutage eine riesige Auswahl an verschiedenen Batterien, aber es ist trotzdem super, wenn ihr diese im Notfall auch an der Tankstelle bekommt. Die meisten Bissanzeiger werden mit 9 V Blöcken betrieben und diese sind eigentlich überall sehr gut erhältlich.

Seid ihr viel am Wasser und wollt eure Ruhe genießen und anderen Anglern ihre Ruhe gönnen, so ist es gut, wenn sich eure Bissanzeiger lautlos stellen lassen. Achtet beim Kauf auch auf das richtige Gewinde am unteren Ende des Bissanzeigers. Auch wenn die Gewinde der Banksticks und Bissanzeiger zu 95 Prozent passen sollten, schaut lieber einmal mehr nach.

Was sind denn eigentlich diese komischen Bissanzeiger-Sets?

Beschäftigt man sich vor dem Kauf ein wenig mit elektronischen Bissanzeigern, so stolpert man häufig über Begriffe wie 2+1, 3+1 oder 4+1. Gemeint sind Bissanzeiger-Sets, bestehend aus der Anzahl der Bissanzeiger (2, 3 oder 4) und dem Empfänger (+1). Angelt man mit mehreren Grundruten gleichzeitig, so ist es von Vorteil auch mehrere elektronische Bissanzeiger zu benutzen. Steht eine Rute beispielsweise etwas weiter vom Angelplatz entfernt, macht ein Empfänger, englisch auch Receiver, Sinn. Auch wenn ihr im Zelt übernachtet, so ist der Receiver eure Verbindung zum Bissanzeiger.

Ein klassisches 3+1 Set im dazugehörigen Koffer

Der Empfänger bekommt die Signale der Bissanzeiger direkt, bei sehr guten Bissanzeiger-Sets sogar 1:1, übermittelt. Gerade wenn ihr im Tiefschlaf im Zelt liegt, könnt ihr so kaum noch einen Biss verpassen. Der Receiver gibt euch sowohl ein akustisches (wenn gewünscht), als auch optisches Signal. Praktisch ist, dass der Empfänger eines guten Bissanzeiger-Sets, über eine Art Ampelsystem anzeigt, auf welcher Rute der Anbiss erfolgt. Die LEDs des Empfängers haben verschiedene Farben, wobei jede Farbe einem Bissanzeiger zugeordnet ist.

Selbstverständlich lassen sich bei sehr hochwertigen Bissanzeiger-Sets fast alle Funktionen frei programmieren. Eine besonders gute Funktion ist es, wenn ihr eure Bissanzeiger lautlos, eventuell sogar ohne Beleuchtung, einstellen könnt. Dann ertönt nur am Empfänger ein Signal. Ihr könnt also niemanden mehr stören und eure Fänge bleiben unbemerkt. Ein oft nicht zu unterschätzender Vorteil.

Tipps und Tricks

Wie immer möchten wir euch auch in diesem Blogbeitrag ein paar Tipps und Tricks aus unserem Angelalltag mit auf den Weg geben. Verwendet beim Angeln mit Bissanzeigern immer ein paar kleine, sehr leichte Einhänger in der Schnur. Sollte ein Fisch nach dem Anbiss nämlich nicht von euch weg, sondern auf euch zu schwimmen, so fällt dieser nach unten und euer Bissanzeiger kann euch diesen, sogenannten Fallbiss, signalisieren. Zudem sorgt der kleine Einhänger für zusätzlichen Kontakt der Schnur mit dem Rädchen des elektronischen Bissanzeigers.

Positioniert eure Rute richtig! Gerade wenn ihr mit offenem Rollenbügel angelt, ist es wichtig, die Rute richtig im Bissanzeiger abzulegen. Am besten ist es, wenn ihr den Startring der Rute, da dieser am weitesten vom Rutenblank absteht, nah am Bissanzeiger positioniert. So bekommt die Schnur maximalen Kontakt zum Schurrädchen.

Nehmt, wenn ihr die Bissanzeiger längere Zeit nicht nutzt, die Batterien heraus. Diese können, gerade durch die Feuchtigkeit am Wasser, doch schnell korrodieren und somit auslaufen. Als letzten Tipp pflegt eure Bissanzeiger. Obwohl moderne Bissanzeiger doch sehr robust gebaut sind, kann etwas Pflege nie schaden.

 

Egal ob ihr eher Gelegenheitsangler, oder absolut angelverrückt seid, ein elektronischer Bissanzeiger ist in vielen Situationen ein sinnvolles Hilfsmittel. Ob es ein ganz einfaches Modell, oder absoluter High.Tech werden soll, dass solltet ihr euren Anspüchen und Angelgewohnheiten anpassen. Achtet bei der Benutzung bitte immer auf eure Umwelt und alle haben viel Freude am Wasser. Und auch wenn eine untergehende Pose einen ganz besonderen Charme hat, so lässt ein, plötzlich im Dauerton ertönender, elektronischer Bissanzeiger Anglerherzen auch sehr schnell hochschlagen. Petri Heil!

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