Die Wassersäule

Das solltet Ihr als Angler wissen

Die Köder sind im Wasser, wir schauen entspannt über das Gewässer und genießen die Zeit an der frischen Luft. Wir Angler lieben einfach die Ruhe und Entspannung in der Natur. Doch kommt es häufig vor, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, plötzlich dunkle Wolken aufziehen und es wie aus Eimern schüttet. Klar, die Wettervorhersagen werden immer besser und man kann fast jedem Regenguss aus dem Weg gehen. Aber gerade die Hartgesottenen unter uns wissen, dass Schietwetter oft Fangwetter ist. Wer nur bei eitel Sonnenschein am Wasser ist, wird häufig leer ausgehen. Aber so wie die Wetterprognosen immer besser werden, so werden es Kleidung, Zelte und Schirme ebenfalls. Genau hier kommen wir zum Thema. Die Wassersäule eurer Ausrüstung.

Was ist die Wassersäule eigentlich?

Nun, das ist leicht erklärt. Bestimmt wird die Wassersäule bei Zelten nach der DIN EN ISO 811 Norm, bei Kleidungsstücken ist es die DIN EN 323:2010.05. Zur Untersuchung wird ein Stück vom zu untersuchenden Stoff am Boden einer Röhre befestigt. Jetzt wird der Wasserpegel innerhalb der Röhre von 100 mm bis zu 600 mm pro Minute erhöht. Dabei wird der Stoff genau beobachtet. In dem Moment, in dem 3 Tropfen Wasser durch den Stoff sickern, ist der Versuch vorbei und die Wassersäule des Stoffes kann abgelesen werden.

In den USA wird der zu untersuchende Stoff vorher einem künstlichen Schnellalterungsverfahren unterzogen, um so eine fünfjährige Nutzung zu simulieren. Praxistests zeigen daher, dass ein Stoff mit einer amerikanischen Wassersäule immer etwas dichter ist, als ein Stoff mit einer identischen europäischen Wassersäule.

Ihr seht, es handelt sich also je nach NORM und Testverfahren immer nur um einen Richtwert.

Ab welcher Wassersäule ist ein Stoff wasserdicht?

Je nachdem, ob es sich um ein Kleidungsstück, oder um ein Zelt handelt, variiert der Wert der Wassersäule, um als wasserdicht zu gelten. Wir möchten jetzt nicht auf jede einzelne NORM und jede einzelne Besonderheit beim Testverfahren eingehen, da dies eindeutig den Rahmen sprengen würde. Merkt euch pauschal, dass ein Stoff ab einer Wassersäule von 1.500 mm wasserdicht ist.

Das ist schon wirklich beeindruckend, denn das sind 1,5 Meter Wasser, die über dem Stoff stehen. Das entspricht etwa 0,25 bar Wasserdruck!

Warum dann Stoffe mit größeren Wassersäulen?

Nun, es gibt durchaus Umstände, die eine höhere Wassersäule erforderlich machen. So erhöhen zum Beispiel die Tragegurte eures Rucksacks den Wasserdruck auf eure Regenjacke enorm. Ist die Wassersäule des Stoffes hier zu gering, gibt es nasse Schultern, obwohl der Stoff normalerweise wasserdicht ist. Ein anderes Beispiel sind Regenhosen. Seid ihr bei Regen am Wasser und kniet euch häufiger hin, oder sitzt viel, muss die Wassersäule eurer Hose deutlich über 1.500 mm liegen.

Ähnlich sieht es bei Zelten aus. Dort, wo die Zeltstangen den Stoff spannen, wird zusätzlicher Druck erzeugt, der die geforderte Wassersäule erhöht. Beim Zeltboden ist es sogar noch extremer. Da ihr auf dem Zeltboden geht, hier eure Liege steht, muss dieser eine besonders hohe Wassersäule aufweisen.

Wie viel Wassersäule brauche ich nun?

Wie so oft im Leben lässt sich das schwer pauschalisieren. Aber wir möchten euch in einer kleinen Übersicht ein paar Richtwerte mit an die Hand geben:

• Regenjacken, welche nicht zum Tragen eines Angelrucksacks gedacht sind: 10.000 mm
• Regenjacken zum Tragen eines Rucksacks: 20.000 mm
• Regenhosen zum Schutz vor Regen und Spritzwasser: 10.000 mm
• Regenhosen, mit denen man auf nassem Untergrund kniet oder sitzt: 15.000 mm
• Außenzelte, Zeltplanen oder Tarps: 3.000 mm
• Zeltböden oder Bodenplanen: 5.000 mm

Erfüllt eure Ausrüstung diese Werte, könnt ihr euch ziemlich sicher sein, auch bei starken Regen trocken zu bleiben und trotz Schietwetter eine gute Zeit am Wasser zu haben.

Warum eigentlich nicht immer Stoffe mit hoher Wassersäule nutzen?

Nun, dafür gibt es gleich zwei Gründe. Zum einen geht es ums Gewicht. Um eine entsprechende Wasserdichtigkeit zu erreichen, müssen die Stoffe beschichtet werden. Das erfolgt, je nach Stoffart, über Kunstharze wie Polyurethan (PU), oder Silikone (SIL). Je mehr Beschichtung, je dichter, aber auch schwerer der Stoff.

Zum anderen lässt sich pauschal sagen, dass ein Stoff mit einer hohen Wassersäule auch viel schlechter Wasserdampf nach außen transportiert. Das heißt, die Atmungsaktivität sinkt. Wer also nicht in einer Tropfsteinhöhle sitzen möchte, braucht kein Zelt mit einer 50.000er-Wassersäule.

Ok, verstanden – Ist das alles?

Nein, denn die Wassersäule ist zuerst nur ein Richtwert und wenn es um die eigentliche Wasserdichtigkeit von Kleidung und Zelten geht, gibt es noch mehr zu beachten.

Zuerst ist es sehr wichtig, dass die Nähte wasserdicht versiegelt sind. Ist dem nicht so, wird genau hier das Wasser seinen Weg finden. Achtet also beim Kauf eurer Kleidung, bzw. eures Zeltes unbedingt auf richtig gut versiegelte Nähte!

Reißverschlüsse sind der nächste Knackpunkt. Heutzutage gibt es, besonders bei der Kleidung, wasserdichte Reißverschlüsse. Diese sind mit einer speziellen Gummierung versehen und verhindern das Eindringen von Wasser sehr effektiv. Es ist aber auch vollkommen ausreichend, wenn die Reißverschlüsse durch wasserdichten Stoff gut abgedeckt werden. So wird bei Zelten das Eindringen von Wasser effektiv verhindert.

Dann ist noch die Imprägnierung zu erwähnen. Je nachdem, wie oft ihr eure Sachen nutzt, sollte die Imprägnierung aufgefrischt werden. Alle zwei Jahre ist hier eine gute Faustregel. Die Imprägnierung erhöht die Wassersäule eurer Obermaterialien wieder und schützt sie zusätzlich vor anhaftendem Schmutz.

Wir hoffen, dass wir euch einen guten Einblick zum Thema Wassersäule gegeben haben und auch mit ein paar Mythen aufräumen konnten. Denn auch beim Thema Wassersäule gilt oft: weniger ist mehr.

Besorgt euch einfach mal ein paar gute Regensachen und ihr werdet sehen: Schietwetter ist Fangwetter!

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