Beluga-Stör, Huso Huso, europäischer Hausen, sie alle beschreiben den gleichen Fisch. Mit diesem Fisch, der schon seit dem Miozän seine Runden durch die Meere zieht, beschäftigen wir uns heute eingehender.
Beluga-Stör Steckbrief
Synonyme: europäischer Hausen
Englischer Name: greut sturgeon, beluga sturgeon
Wissenschaftlicher Name: Huso Huso
Ordnung: Störartige
Familie: Störe (Acipenseridae)
Gattung: Hausen
Größe: bei Geschlechtsreife 185 – 250 cm, maximale Größe etwa 6 m
Alter: bis über 100 Jahre
Körperbau: lang, massig, gedrungen
Schuppen: Knochenschilde
Farbgebung: dunkelgrau bis blaugrau, heller Bauch
Flossenformel: D 0/62-73, A 0/28-41
Maul: breit, halbmondförmig
Zähne: keine
Nahrung: Fische, Krebstiere
Laichzeit: Laichwanderung: Herbst, Laichzeit: Frühjahr
Lebensraum
Der Lebensraum der Hausen hat sich im Laufe ihrer Existenz sicherlich verändert. Das kann man erwarten, wenn man sich mit einem Fisch beschäftigt, der seit etwa 23 Millionen Jahren in dieser oder sehr ähnlicher Form existiert. Doch weit gewandert ist der Beluga-Stör nicht. Schon frühste fossile Funde stammen aus dem Kaspischen und aus dem Schwarzen Meer, sowie den verbundenen Flüssen. Das ist bis heute der Lebensraum der europäischen Hausen, wenngleich er auch durch den Verlust von Laichgründen und extreme Befischung immer weniger Platz findet. Aus der Adria, sowie dem Asowschen Meer sind die Fische schon verschwunden.
Früher wanderte der Beluga-Stör teilweise bis Deutschland die Donau hinauf, um zu laichen. Das macht ihn zu einem der anadromen Wanderfische mit der längsten Wanderstrecke. In den Wintermonaten hält er sich gerne in Tiefen zwischen 150 und 30 m auf. Im Frühjahr und Sommer lebt er in flacheren Gebieten zwischen 20 und 30 m.
Möglicherweise liegen noch Laichgründe im Bereich der bulgarisch-rumänischen Grenze, wahrscheinlicher ist jedoch, dass es kaum bis keine Laichgründe mehr gibt.
Aussehen und Merkmale des Beluga-Störs
Der Beluga-Stör ist ein wahrer Dinosaurier. Sein bis zu 6 m langer Körper ist massig und von farblich abgesetzten Knochenschilden bedeckt. Störe grundsätzlich sind eher langgestreckt, im Vergleich zu seinen Artgenossen ist der Beluga-Stör jedoch eher gedrungen. Am Rücken und an den Flanken ist er dunkelgrau bis grau blau, der Bauch hingegen ist hell. Die Schnauze läuft nach vorne hin spitz zu und ist leicht nach oben gerichtet. Bei Jungtieren wirkt die Schnauze im Verhältnis zum Körper recht lang, dieses Merkmal verwächst sich aber mit zunehmendem Alter.
Das halbmondförmige Maul lässt sich vorstülpen und reicht bis zum Rand der Schnauze. Davor sitzen vier Barteln, die abgeflacht und gezähnt sind. Zurückgelegt reichen diese bis zum Maul.
Der Körper des Beluga-Störs ist mit fünf Reihen von Knochenschilden bedeckt. An den äußeren Bauchseiten verläuft jeweils eine Reihe mit 8 bis 12 Knochenplatten. An den Körperseiten erstreckt sich je eine Reihe mit 28 bis 58 Knochenschilden. Auf dem Rücken verläuft eine Reihe mit 10 bis 17 Schilden, wobei der Platz zwischen Rückenflosse und Schwanzflosse frei von Knochenschilden bleibt. Man bezeichnet diese Knochenschilde auch als Ganoidschuppen. Sie sind rhombisch geformt, glänzen leicht und setzen sich in der Regel farblich etwas heller ab.
Flossen
Die Schwanzflosse des Beluga-Störs ist heterocerk. Das heißt, dass die Schwanzwirbelsäule sich am Körperende leicht nach oben neigt und den oberen Teil der Schwanzflosse stützt. Er ist etwas größer, als der untere Teil der Schwanzflosse, weshalb heterocerke Flossen einfacher als asymmetrische Flossen bezeichnet werden können. Die meisten Knochenfische und Haie besitzen eine solche Schwanzflosse.
Der Beluga-Stör besitzt eine 48- bis 81-strahlige Rückenflosse und eine 22- bis 41-strahlige Afterflosse.
Lebensweise der Beluga-Störe
Ernährung
Beluga-Störe sind Jäger, die sich hauptsächlich von anderen Fischen ernähren. Zu den Beutefischen gehören Sardellen sowie Grundeln. Abgesehen davon nehmen sie auch Krebstiere und Weichtiere zu sich. Vereinzelt hört man Berichte, nach denen Wasservögel oder Robben erbeutet wurden.
Fortpflanzung
Die Beluga-Störe haben ein großes Problem mit der Fortpflanzung, zumindest in heutiger Zeit. Zum einen haben Wehre und Werke am Wasser Durchflüsse zu alten Laichgründen zerstört, zum anderen arbeitet ihr Biorhythmus gegen die Tiere. Weibchen erreichen erst zwischen 14 und 20 Jahren die Geschlechtsreife, Männchen zwischen 10 und 14 Jahren. Außerdem laichen sie nicht jedes Jahr, sondern alle zwei bis vier Jahre.
Der europäische Hausen wandert im Herbst die Flüsse hinauf und überwintern in tiefen Stellen der Flüsse. Im Frühjahr laichen sie dann. Ein Weibchen legt jetzt bis zu 7 Millionen Eier. Sie suchen dafür tiefe Stellen mit steinigem Untergrund und starker Strömung. Nach etwa 8 bis 10 Tagen schlüpfen dann Jungtiere. Diese lassen sich einfach von der Strömung flussabwärts treiben. In den ersten Tagen ernähren sie sich vom Dotter, ziemlich bald steigen sie auf Zooplankton und Fischlarven um, bis sie dann ab einer Größe von ungefähr 7 cm auch andere Fische fressen. Im Herbst ihres ersten Lebensjahres wandern sie ins Meer, wo sie bleiben, bis sie selbst die Geschlechtsreife erreichen und zum Laichen die Flüsse hinaufwandern.
Nutzung und Bedrohung des europäischen Hausen
Wie bereits angedeutet, sind die Bestände des Hausens stark zurückgegangen. Das liegt zu Teilen an nicht mehr erreichbaren Laichgründen, aber auch an der starken Befischung. Dabei geht es nicht vorrangig um das Fleisch der Fische, sondern um die Eier. Die unter dem Namen Belugakaviar gehandelten Eier werden für Kilopreise von bis zu 8.000 USD verkauft. Um an diese Eier zu gelangen, grast man natürlich nicht die Laichgründe ab, schließlich handelt es sich bei Kaviar um unbefruchtete Eier. Stattdessen fängt man die Weibchen auf ihrer Wanderung zu den Laichgründen ab, und entnimmt die Eier. Das Weibchen überlebt diesen Vorgang nicht.
Da die Hausen so spät geschlechtsreif werden, nur alle paar Jahre laichen und ihre Laichgründe zunehmen verschwinden, ist dieses Vorgehen zur größten Bedrohung der Art geworden. Die rote Liste des IUCN bezeichnet Beluga-Störe als „vom Aussterben bedroht“. Das absichtliche Fangen und die Entnahme von Eiern sind nach der Bonner Konvention im Mittelmeer verboten.
In verschiedenen Gewässern versucht man, den Bestand mit Besatz durch Jungfische zu erhalten.
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