Spiegelkarpfen – Alle Informationen zum Fisch

Der Karpfen ist einer der beliebtesten Speisefische und in ganz Europa beheimatet. Seine Ursprungsform ist der Wildkarpfen, der vor allem rund um die Zuflüsse des Aralsees, des Kaspischen und des Schwarzen Meeres vorkam. Die Römer brachten ihn dann nach Europa. Neben der bedrohten Wildform haben sich mehrere Zuchtformen herausgebildet. Zu diesen gehört der Spiegelkarpfen, dem wir heute ein Fischportrait widmen wollen. Einen Überblick über den Karpfen und seine Zuchtformen insgesamt findet ihr natürlich bei uns im Angelblog im Beitrag Karpfen – Wissenswertes über den beliebten Speisefisch.

Spiegelkarpfen Steckbrief

  • Synomyme: Königskarpfen
  • Englischer Name: mirror carp
  • Wissenschaftlicher Name: Cyprinus carpio
  • Ordnung: Karpfenartige
  • Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
  • Größe: 35 bis 50 cm, aber auch bis zu 140 cm möglich
  • Gewicht: 2 kg bis 3 kg, aber auch bis zu 50 kg möglich
  • Alter:  bis zu 50 Jahre
  • Körperbau: hochrückig, gedrungenund füllig
  • Schuppen: unregelmäßig verteilte, wenige Schuppen, teils enorm groß
  • Farbgebung: seitlich goldgelb bis braun, dunkler Rücken in graugrün bis schwarzgrün
  • Maul: endständig, unbezahnt, vorstülpbar
  • Flossenformel: D 0/20-28, A 0/8-9, P 0/16-17, V 0/10-11, C 0/19
  • Zähne: Schlundzähne in drei Reihen
  • Nahrungsaufnahme: Gründeln und Vorstüplen des Mauls
  • Laichzeit: Mai bis Juli
    Laichort:  Flache Gewässer mit Pflanzenbewuchs
  • Hauptfangzeit: Mai bis September
  • Angelgerät: Grundangel, Posenangeln, Karpfenruten, Karpfenrollen

Spiegelkarpfen -Lebensraum und Lebensweise

Der Spiegelkarpfen fühlt sich in warmen, stehenden oder langsam, fließenden Gewässern am wohlsten. Er ist ein Schwarmfisch und bevorzugt weichen Bodengrund und einen schönen Pflanzenbewuchs. Die Karpfen sind recht unempfindlich, was den pH-Wert und den Sauerstoffgehalt betrifft. Schwankungen können sie gut vertragen. Am Tage ist der Karpfen eher scheu und hält sich mehr in tieferen Gewässerschichten und in Verstecken auf, aber gegen Abend wird er wach und aktiv. Der Karpfen, und vor allem der Spiegelkarpfen, ist im Prinzip in ganz Europa verbreitet, denn er ist schon seit dem Altertum ein beliebter Speisefisch. In Skandinavien findet ihr ihn allerdings nicht. In manchen Teilen der Welt, in die der Spiegelkarpfen eingebürgert wurde, gilt er als Bedrohung für die einheimischen Bestände und das Ökosystem.

Spiegelkarpfen Nahrung

Die Nahrung des Spiegelkarpfens besteht zum größten Teil aus kleinen Bodentieren. Schnecken, Würmer, Muscheln, kleine Krebse und Insektenlarven stehen häufig auf dem Speiseplan. Der Spiegelkarpfen nimmt sie auf, indem er sein Maul vorstülpt. Dabei gründeln die Karpfen typischerweise den Boden ab. Dabei verzehrt er kopfüber im Gewässergrund stehend und wühlend auch Pflanzenteile. Ab und an frisst der Karpfen auch einmal kleine Fische wie Rotaugen oder Lauben. Dies kommt aber nur vor, wenn sein Proteingehalt im Keller ist.

Spiegelakrpfen in der Hand eines Anglers

Körperbau und Aussehen des Spiegelkarpfens

Der Körperbau des Spiegelkarpfens ist typisch Karpfen. Er hat einen hohen Rücken und einen Buckel am Kopf. Seine Körperform ist gedrungen und füllig. Charakteristisch ist auch sein endständiges großes Maul, welches er Vorstülpen kann, was vor allem der Nahrungsaufnahme dient. Er hat um das Maul herum vier recht fleischige Bartfäden. Zwei davon sind etwas länger als die anderen beiden. Die Längeren liegen am Mundwinkel, die kurzen kurz über der Oberlippe. Der Spiegelkarpfen hat Schlundzähne, die dreireihig angeordnet sind. Die Formel für die Schlundzähne ist: 1.1.3-3.1.1.

Der Spiegelkarpfen ist ein den Seiten goldgelb gefärbt, manchmal geht es auch ins Bräunliche. Der Rücken ist wesentlich dunkler und reicht von graugrün bis schwarzgrün. Der Bauch des Spiegelkarpfens ist goldgelb oder weiß. Die Flossen sind paarig angeordnet, seine Schwanzflosse ist tief gegabelt und meistens etwas rötlich.  Die langen Strahle der Rücken- und Afterflosse sind hinten wie eine Säge gezackt. Die Afterflosse ist mit mehreren Strahlen verstärkt. Das Besondere am Spiegelkarpfen gegenüber anderen Karpfen sind die wenigen Schuppen, die unregelmäßig verteilt und oft recht groß sind. Häufig findet man die Schuppen in einer Reihe am Rücken oder im hinteren Bereich des Körpers. Der Spiegelkarpfen ist leicht mit dem Zeilkarpfen und dem Lederkarpfen zu verwechseln. Beide haben auch sehr wenige Schuppen bzw. der Lederkarpfen gar keine.

Warum hat der Spiegelkarpfen fast keine Schuppen?

Wissenschaftler sind dem Grund, warum der Spiegelkarpfen fast keine Schuppen hat, auf die Spur gekommen. Die Ursache liegt in einer Gen-Verdoppelung. Die Kopie eines Gens, welches für viele verschiedene Funktionen notwendig ist, ist mutiert und verursacht die geringe Schuppenbildung. Es gibt aber eben noch die intakte Kopie des Gens, welches als eine Art Reserve-Gen das Überleben des Fisches sichert. So verursacht die mutierte Kopie also die wenigen Schuppen, weswegen der Fisch besonders als Speisefisch so beliebt ist und dennoch bleibt der Fisch durch das doppelte Gen lebensfähig.

Ist dieses Gen, welches kodiert den wichtigen Wachstumsfaktor Rezeptor 1, bei Säugetieren wie Mäusen oder auch dem Menschen mutiert, würde es Erbkrankheiten hervorrufen, eine Unterfunktion der Hoden und Eierstöcke herbeiführen, den Geruchssinn schädigen. Den Spiegelkarpfen und auch anderen Fischen mit sehr wenig Schuppen scheint die Mutation allerdings nicht zu stören, da sie ja diese zweite Version in sich tragen, die nicht mutiert ist. Sie schaltet sich ab, wenn der Fischembryo alle wichtigen Organe ausgebildet hat und die Schuppenbildung beginnt. Dann wirkt nur noch das mutierte gen und so bilden sich nur wenige Schuppen aus. Genial, so eine Sicherungskopie.

Fortpflanzung

Karpfen sind Krautlaicher bzw. Haftlaicher. Das heißt, sie kleben ihre Eier an Pflanzen oder anderen Objekten im schlammigen Gewässerboden fest. So ist sichergestellt, dass der Nachwuchs nicht im Schlamm erstickt. Der Spiegelkarpfen laicht in den Sommermonaten. Meist beginnt der Spiegelkarpfen im Mai mit der Fortpflanzung.  Die Laichzeit dauert ein bis zwei Monate, also bis in den Juli hinein. Die Eier, zwischen 100.000 und 300.000  pro kg Körpergewicht werden vom Weibchen in eher flachem Gewässer abgelegt. Es dauert dann nur wenige Tage bis die Minikarpfen schlüpfen. Bei einer Wassertemperatur von 15 Grad Celsius dauert es ungefähr fünf Tage, bei 20 Grad Celsius nur 3 Tage. In dieser Zeit ernähren sich die Nachkommen vom Dottersack. Dann lösen sich die Eier und die geschlüpften Karpfen steigen um auf Plankton und dann sehr rasch auf Bodenorganismen. Nebenbei dienen auch Pflanzen und deren Samen als Nahrungsquelle.

Der Spiegelkarpfen erreicht seine Geschlechtsreife im Alter von 3 bis 5 Jahren. Das Männchen hat während der Laichzeit ähnlich wie die Barbe einen leichten Laichausschlag. Da der Spiegelkarpfen wie alle Karpfen sehr alt werden kann, bringt er mehrere Male in seinem langen Leben Nachkommen in die Gewässer.

Gebratnener und geräucherter Spiegelkarpfen mit Kartoffeln

Spiegelkarpfen als Speisefisch

Der Karpfen blickt auf eine lange Tradition als Speisefisch zurück. Prächtig und fleischig liegt er auf dem Teller und machte schon im christlichen Abendland die Menschen während der Fastenzeit satt. Die Griechen und Römer führten ihn in Europa ein und die Mönche verbreiteten den Karpfen über ganz Europa. Auch die Zucht oblag den Mönchen. Der Spiegelkarpfen ist der einzige Vertreter der Karpfen in unseren Gewässern und wird auch am häufigsten verspeist. Er ist der Vertreter unter den Karpfen, der am größten und schwersten werden kann.  Neben dem traditionellen Karpfen Blau eignet sich der Fisch mit dem fetten Fleisch besonders als Räucherfisch. Er ist ein hervorragender Eiweißlieferant und lässt sich auch im Ofen, zum Beispiel gefüllt mit Gemüse wunderbar und leicht zubereiten. Wir werden euch sicherlich noch ein paar richtig tolle Rezepte mit Karpfen vorstellen.

Spiegelkarpfen angeln

Bevor jedoch der Spiegelkarpfen auf den Tisch kommt, muss er erst einmal geangelt werden. Natürlich kann man sich auch einfach einen Karpfen kaufen, aber wo bleibt dann der Spaß? Denn den hat man wirklich, ist doch der Karpfen ein zäher Kämpfer an der Rute. Die am weitesten verbreitete Methode des Karpfenangelns ist die mit Boilies. Das Angeln erfolgt hier auf Grund. Im Sommer kann man auch eine schöne andere Methode anwenden: das Angeln mit Schwimmbrot auf Sicht.  Am besten fangt ihr den Karpfen in den Monaten Mai bis September. Die Morgenstunden und die Dämmerung bieten sich an. Doch auch Nachtangeln auf Karpfen verspricht Erfolg. Wir haben euch einen ausführlichen Ratgeber zum Karpfen angeln geschrieben. Schaut doch einfach mal rein!

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2 Kommentare

  1. Jens

    Top Beitrag

    Antworten
    • Daniela Heim

      Vielen Dank!

      Antworten

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